Schwarzer, vulkanischer Untergrund, davor ein bis zu 1,3 Meter großes Wesen, das mit seinem Drachenkamm, seiner schuppigen, vielfarbigen Haut und seinen kräftigen, krallenbewehrten Zehen der Urzeit entsprungen zu sein scheint. Doch dieser Eindruck täuscht. Meeresechsen, die auf den Galápagosinseln mit einer einzigen Art vertreten sind, sind friedliche Pflanzenfresser und erdgeschichtlich junge Vertreter in der Zeitpalette der Artenentstehung.
Auch ihr Archipel ist jung, erst vor vier Millionen Jahren erhoben sich die Schildvulkane der Galápagos-Inseln über die Wasseroberfläche. Die letzten echten Meeresechsen waren dagegen bereits mit den Dinosauriern zum Ende der Kreidezeit von unserem Planeten verschwunden. In mehreren Einwanderungswellen erreichten die landbewohnenden Reptilien von der Küste Südamerikas aus das Archipel, nach einem Wasserweg von über 1000 Kilometern wohl mehr tot als lebendig.
Dennoch gelang es ihnen, einzigartige Anpassungen an einen extremen Standort zu entwickeln, der auch für ein robustes Reptil schwer zu bewältigen ist. Wasser- und Nahrungsmangel an Land führten die ehemaligen Landbewohner direkt ins Meer. Sie entwickelten als einziges heute auf der Erde lebendes Reptil die Fähigkeit zu tauchen – bis zu 15 Minuten kann eine Meerechse unter Wasser bleiben – und weideten dort die algenbewachsenen Lavaformationen ab. Lange Krallen an kräftigen Zehen helfen ihnen, sich auf ihren Unterwasser-Weidegründen festzuhalten. Um die über ihre Hauptnahrungsquelle reichhaltig aufgenommenen Salzmengen wieder auszuscheiden, entwickelten die Tiere Drüsen an der Nasenwand.
Als wechselwarme Taucher in kalten Strömungen, deren Temperatur in den Monaten Juni bis November bei 18 Grad Celsius liegen können, ließ sich die Tauchzeit nur unter Vermeidung allzu großer Wärmeverluste verlängern. Die Echsen sind in der Lage, dies über eine Reduktion des Herzschlages zu bewerkstelligen. Nach jedem Tauchgang nehmen sie ein ausgiebiges Sonnenbad auf den warmen Lavafelsen, um ihre „Betriebstemperatur“ von 37 Grad Celsius wieder zu erreichen.
Männliche Meeresechsen verhalten sich nur in der Paarungszeit territorial. Männliche Konkurrenten werden an der Reviergrenze zwar bedroht aber selten kommt es zu Beißereien. Paarungswillige Weibchen hingegen haben freien Zutritt zum Revier betreten. Die dann aber in möglichst großer Zahl.
Stand: 03.05.2000