Über 75 Prozent der Süsswasserreserven der Erde sind in den Eismassen gespeichert. Von dieser enormen Menge wiederum liegen etwa 99 Prozent in der Antarktis und in den Gletschern Grönlands fest. Durch die globale Erwärmung schmilzt das Eis und das freiwerdende Wasser läßt den Meeresspiegel langsam ansteigen.
Das Meer in der Eiszeit
Noch vor 20.000 Jahren lag der Meeresspiegel ungefähr 100 bis 125 Meter unter dem heutigen Niveau. Ursache dafür war das letzte Glazial (ca. 111.000 Jahre bis 11.600 Jahre vor heute), eine Phase der bis heute andauernden quatären Eiszeit, die vor 2,3 Millionen Jahren begann. Bei Temperaturen, die acht bis zehn Grad unter den derzeitigen lagen, wurden gewaltige Wassermengen durch Gletschereis gebunden. Zeitweise wäre sogar ein Fussmarsch zu den britischen Inseln möglich gewesen. Erst durch die allmähliche Erwärmung nach der Eiszeit stieg der Meeresspiegel auf sein heutiges Niveau an.
Die Gletscher und die Ozeane
In den letzten 100 bis 150 Jahren ist es zu einem weiteren Meeresspiegel- anstieg von ungefähr 10 bis 25 Zentimetern gekommen. Dies entspricht immerhin 1,5 Millimetern jährlich.
Ein Großteil dieses Anstiegs geht zwar auf die Ausdehnung des Wassers bei zunehmenden Temperaturen – die sogenannte thermische Expansion – zurück. Aber auch die schmelzenden Eismassen tragen in unterschiedlichem Maße dazu bei: Immerhin zwei bis fünf Zentimeter des Meeresspiegelanstieg gehen auf das Konto der Gletscher weltweit.
Klimaforscher prognostizieren, dass bis zum Jahr 2100 der Meeresspiegel um weitere 50 Zentimeter steigen wird. Andere Modelle gehen sogar von einem Anstieg bis zu 95 Zentimetern aus. Würde alles Eis auf der Erde schmelzen, ergäbe sich ein Meeresspiegelanstieg von rund 80 Metern.
Anteile der Gletscher und Eiskappen
Das größte Potential für einen Meeresspiegelanstieg tragen das Antarktis- und Grönlandeis in sich. Mithilfe von Satellitenbildern dieser Regionen rekonstruieren die Klimaforscher Veränderungen von den 70er Jahren bis heute. Der Blick in die Zukunft bleibt aber dennoch schwierig, da die Volumen- veränderungen dieser Eismassen sich mit den heutigen Klimamodellen nur schwer modellieren lassen.
Die Gletscher Grönlands könnten bis 2100 soweit abgeschmolzen sein, dass sie mit sieben bis zehn Zentimetern zur Meeresspiegelerhöhung beitragen. Die Klimatologen sagen zwar für die Insel stärkere Niederschläge voraus, da diese aber nur noch zum Teil als Schnee fallen werden, können sie dem Gletscherschwund wahrscheinlich nicht entgegenwirken.
Ein großflächiges Abschmelzen des westantarktischen Packeises bis zum Jahr 2100 gilt zwar als unwahrscheinlich, trotzdem nimmt momentan gerade in dieser Region die Eismasse deutlich ab. Auch welche Rolle ein zunehmender Schneefall in der Antarktis für die Entwicklung des Meeresspiegels spielt, ist noch unklar.
Stand: 26.03.2002