Während der letzten beiden Tauchgänge haben wir Proben von einem der verschiedenen Muschelhabitate von Regab genommen. Mit einem Netz konnten wir eine neue Muschelart (Genus Calyptogena) beproben. Weiterhin konnten wir zwei verschiedene benthische Kammern zur Messung des Methanaustrittes sowie der Sauerstoffzehrung von Lebewesen am Meeresboden einsetzen. Die Muscheln unter der Kammer können wir anschließend mit einer Art Kastengreifer quantitativ beproben. An Deck werden die Muscheln dann gezählt, gewogen und ihre Größe vermessen.
Die Calyptogena-Muscheln sind auf besondere Weise an die extremen Bedingungen an den Methanquellen angepasst: Sie haben spezielle Blutpigmente, die wir untersuchen wollen. Einige Arten haben ein Hämoglobin, das die toxische Substanz Sulfid binden kann. Was für die Muschel selber Gift ist, ist Energie für ihre Symbionten, die in der Muschelkieme leben: Bakterien, die von der Veratmung von Sulfid leben. Die Muschel transportiert das Sulfid zu den Bakterien, die dafür den Wirt füttern. Die verschiedenen Blutpigmente der Muscheln sind auch an verschiedene Sauerstoffkonzentrationen angepasst, da Sauerstoff an Methanquellen Mangelware sein kann.
Rätselhafte Lebensgemeinschaften
Die Symbiose zwischen chemoautotrophen Bakterien und ihrem Wirtstier, wie im Fall der Calyptogena-Muscheln, kann artspezifisch sein. Das bedeutet, dass sich Muschel und Bakterium zusammen entwickelt und so eng aufeinander abgestimmt haben, dass sie mit keinem anderen Partner eine Symbiose eingehen können. Doch neben den chemoautotrophen Symbiosen finden sich auch frei lebende Mikroorganismen, deren Vielfalt und physiologische Leistungen nur unzureichend bekannt sind.
Biodiversitäts-Analysen der Mikroorganismen anhand molekularbiologischer Methoden sowie Bio-markeranalysen sollen dazu Informationen liefern. Noch ist das Potenzial dieser außergewöhnlichen Lebensgemeinschaften an den Cold Seeps nicht bekannt. Die Menge an reduzierten Verbindungen und die Effizienz, mit der diese genutzt werden, müssen die Forscher erst erfassen. Die Messungen der Methan- und Sulfatflüsse und weiterer mikrobieller Umsatzraten werden helfen, die Mikrohabitate zu charakterisieren.
Christina Beck / MaxPlanckForschung / Expeditions-Blog
Stand: 27.02.2009