Vergessen ist negativ konnotiert und gilt als Fehlleistung des Gehirns. Dabei ist der Prozess bei dem wir bestimmte Erinnerungen verlieren, eher ein Segen. Die Filterung von Erlebnissen, denen ein Platz im Kurz- oder Langzeitgedächtnis eingeräumt wird, hilft uns, im Alltag zurecht zu kommen und schützt uns vor den Nachwirkungen schmerzhafter Erlebnisse.

Vergessen ist effizient
Jede Sekunde unseres Lebens strömen Unmengen an Informationen durch unser Gehirn, doch glücklicherweise vergessen wir das meiste davon sofort wieder. „Die Speicherkapazitäten unseres Gehirns per se sind riesig. Aber wenn uns in jedem Moment unseres Lebens zu einem Ereignis alles einfallen würde, was wir je damit in Verbindung bringen würden, dann wären wir nicht handlungsfähig“, erklärt Hirnforscher Martin Korte von der Universität Braunschweig.
Das Gedächtnis ist also nicht darauf ausgerichtet, so viele Informationen wie möglich zu speichern, sondern nur gerade so viele wie es braucht, um eine Entscheidung in angemessener Zeit treffen zu können. Wenn wir zum Beispiel auf die Straße laufen und ein Auto auf uns zu rast, sollten wir nicht über die rote Lackfarbe und daran, dass uns das an Erdbeermarmelade erinnert, denken, sondern wir sollten uns primär darum kümmern, heil auf die andere Straßenseite zu kommen.
Da unser Gehirn die gesamte Flut an Eindrücken niemals vollständig verarbeiten und einordnen könnte, wird stattdessen vieles davon gefiltert und nicht tiefer verarbeitet. Das, was nach diesem Filterprozess übrigbleibt, erleben wir dann als Erinnerung. Dies verkürzt Informationswege und lässt uns wichtige Daten schneller aus dem Gedächtnis abrufen. Außerdem garantiert diese Selektion, dass nur wichtige und hochwertige Erinnerungen abgespeichert werden. Für das Gehirn kommt also Qualität vor Quantität.