Nach einer anstrengenden Arbeitswoche oder einer langen Partynacht fühlt sich jeder einmal erschöpft und unendlich müde. Der Körper signalisiert uns mit diesem Gefühl, dass er Schlaf und Erholung braucht. Auch ein schwerer Infekt kann unsere Leistungsfähigkeit vorübergehend schwächen und uns am helllichten Tag das Bett herbeisehnen lassen. Denn der Organismus braucht in dieser Situation besonders viel Ruhe, um seine gesamte Energie in die Bekämpfung der Krankheitserreger stecken zu können.
{1l}
Müdigkeit – auch tagsüber – kann etwas ganz Normales sein. Doch mit der richtigen Portion Entspannung und Schlaf sind die biologischen Akkus in der Regel schnell wieder aufgeladen. Was aber, wenn dies nicht gelingt und die Müdigkeit ständig ohne Grund wieder auftritt? Schätzungsweise rund 300.000 Menschen in Deutschland ergeht es so. Bei ihnen ist die lähmende Erschöpfung zum Dauerzustand geworden. Sie leiden unter dem Chronischen Fatigue-Syndrom, kurz CFS.
Grippe als Dauerzustand
Betroffene fühlen sich häufig schlapp wie bei einer Grippe: Bleierne Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen gehören ebenso zu den typischen Symptomen wie Fiebrigkeit, Schwindel und Konzentrationsschwierigkeiten. Doch an der Grippe leiden die Patienten nachweislich nicht – und ihre Beschwerden verschwinden auch nicht einfach nach einigen Tagen. Vielmehr dauern sie über Monate an. Selbst Schlaf bringt oftmals keine Besserung und ist mit Unruhe und langen Wachphasen verbunden.
In dieser Verfassung fällt es vielen Betroffenen schwer, überhaupt noch ihren Alltag zu meistern. Ob Haushalt, Job oder Familie und Freunde: Aufgaben zu erfüllen und Kontakte zu pflegen scheint mit CFS mitunter unmöglich. Schon leichte Anstrengungen wie der Gang zum Arzt oder sogar nur das Duschen und Zähneputzen können die Symptome verschlimmern. Im Extremfall führt die Erkrankung bis zur Berufsunfähigkeit. Dies passiert Schätzungen zufolge immerhin rund 60 Prozent der Patienten.
Ursache unklar
Das Tückische daran: Während es für Krankheiten wie die Grippe eine erkennbare Ursache und etablierte Behandlungsmaßnahmen gibt, existiert beides für das Chronische Erschöpfungssyndrom nicht. Zwar klassifiziert die Weltgesundheitsorganisation CFS bereits seit 1969 als neurologische Erkrankung. Tatsächlich stellen die unspezifischen Symptome Mediziner jedoch bis heute vor Rätsel. Sie wissen noch immer nicht genau, was die Erkrankung herbeiführt. Dies macht folglich auch die Therapie schwierig.
Daniela Albat
Stand: 11.05.2018