Medizin

Mehr als einfach nur Schlappheit

Unspezifische Symptome mit unklarer Ursache

Nach einer anstrengenden Arbeitswoche oder einer langen Partynacht fühlt sich jeder einmal erschöpft und unendlich müde. Der Körper signalisiert uns mit diesem Gefühl, dass er Schlaf und Erholung braucht. Auch ein schwerer Infekt kann unsere Leistungsfähigkeit vorübergehend schwächen und uns am helllichten Tag das Bett herbeisehnen lassen. Denn der Organismus braucht in dieser Situation besonders viel Ruhe, um seine gesamte Energie in die Bekämpfung der Krankheitserreger stecken zu können.

{1l}

Müdigkeit – auch tagsüber – kann etwas ganz Normales sein. Doch mit der richtigen Portion Entspannung und Schlaf sind die biologischen Akkus in der Regel schnell wieder aufgeladen. Was aber, wenn dies nicht gelingt und die Müdigkeit ständig ohne Grund wieder auftritt? Schätzungsweise rund 300.000 Menschen in Deutschland ergeht es so. Bei ihnen ist die lähmende Erschöpfung zum Dauerzustand geworden. Sie leiden unter dem Chronischen Fatigue-Syndrom, kurz CFS.

Grippe als Dauerzustand

Betroffene fühlen sich häufig schlapp wie bei einer Grippe: Bleierne Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen gehören ebenso zu den typischen Symptomen wie Fiebrigkeit, Schwindel und Konzentrationsschwierigkeiten. Doch an der Grippe leiden die Patienten nachweislich nicht – und ihre Beschwerden verschwinden auch nicht einfach nach einigen Tagen. Vielmehr dauern sie über Monate an. Selbst Schlaf bringt oftmals keine Besserung und ist mit Unruhe und langen Wachphasen verbunden.

Selbst Schlaf hilft Betroffenen oft nicht. © Katarzyna Bialasiewicz/ iStock.com

In dieser Verfassung fällt es vielen Betroffenen schwer, überhaupt noch ihren Alltag zu meistern. Ob Haushalt, Job oder Familie und Freunde: Aufgaben zu erfüllen und Kontakte zu pflegen scheint mit CFS mitunter unmöglich. Schon leichte Anstrengungen wie der Gang zum Arzt oder sogar nur das Duschen und Zähneputzen können die Symptome verschlimmern. Im Extremfall führt die Erkrankung bis zur Berufsunfähigkeit. Dies passiert Schätzungen zufolge immerhin rund 60 Prozent der Patienten.

Ursache unklar

Das Tückische daran: Während es für Krankheiten wie die Grippe eine erkennbare Ursache und etablierte Behandlungsmaßnahmen gibt, existiert beides für das Chronische Erschöpfungssyndrom nicht. Zwar klassifiziert die Weltgesundheitsorganisation CFS bereits seit 1969 als neurologische Erkrankung. Tatsächlich stellen die unspezifischen Symptome Mediziner jedoch bis heute vor Rätsel. Sie wissen noch immer nicht genau, was die Erkrankung herbeiführt. Dies macht folglich auch die Therapie schwierig.

  1. zurück
  2. 1
  3. |
  4. 2
  5. |
  6. 3
  7. |
  8. 4
  9. |
  10. 5
  11. |
  12. weiter

Daniela Albat
Stand: 11.05.2018

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die rätselhafte Müdigkeit
Diagnose Chronisches Erschöpfungssyndrom

Mehr als einfach nur Schlappheit
Unspezifische Symptome mit unklarer Ursache

Schwierige Diagnose
Ursachenfahndung nach dem Ausschlussprinzip

Spurensuche im Körper
Welche Gründe gibt es für die Erkrankung?

Therapie der kleinen Schritte
Mit der Erschöpfung leben lernen

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Schilddrüse Schuld am Erschöpfungssyndrom?
CFS-Patienten produzieren weniger von wichtigen Schilddrüsenhormonen

CFS: Anomalien bei 60 Stoffwechselprodukten entdeckt
Diagnosehilfe und neue Hinweise auf Ursachen des Chronisches Erschöpfungssyndroms

Veränderungen in der Darmflora von CFS-Patienten entdeckt
Diagnose des Chronischen Erschöpfungssyndroms könnte leichter werden

Immunabwehr schuld am Chronischen Erschöpfungssyndrom?
Forscher finden eindeutige Belege für immunologische Fehlfunktion

Dossiers zum Thema

Krankmacher Stress - Welche Spuren hinterlässt die psychische Belastung in unserem Körper?

Schmerz - Alarmstufe Rot im Nervensystem