Die Diskussion um das Anthropozän ist in vielerlei Hinsicht ein Novum: Wohl zum ersten Mal überhaupt steht die Stratigraphie im Mittelpunkt einer öffentlichen Debatte, wird die Definition einer geologischen Epoche nicht nur in Fachkreisen besprochen. Doch auch, wenn die Diskussion um die menschengemachte Ära mittlerweile Umweltwissenschaftler, Philosophen, Politiker und Journalisten gleichermaßen beschäftigt – die Entscheidung, ob das Anthropozän kommt, treffen immer noch Geologen.
Kommt die neue Epoche?
Konkret obliegt die Einteilung der geologischen Zeitskala in letzter Instanz der International Union of Geological Sciences (IUGS). Ist die „Stunde Null“ der potenziellen neuen Epoche gefunden, muss dieser Vorschlag von mehreren Kommissionen bestätigt und schließlich von der IUGS ratifiziert werden.
Wann dies soweit sein könnte, ist jedoch unklar: Momentan hoffen Experten, sich bis 2021 auf einen „Golden Spike“ des Anthropozäns festlegen zu können. Doch auch dann ist längst nicht gesagt, dass die IUGS diesen Begriff übernimmt. Immerhin ist es durchaus ungewöhnlich, eine Spezies als geologische Kraft darzustellen, die aus geologischer Sicht erst für die Dauer eines Wimpernschlags auf der Welt ist.
„Stellung des Menschen neu bestimmen“
Unabhängig von der stratigraphischen Definition ist die Idee eines Anthropozäns jedoch Ausdruck eines gesellschaftlichen Umdenkens. Mehr und mehr erkennen wir Menschen, welchen Einfluss wir auf die Welt um uns herum ausüben – und welche Folgen das möglicherweise für kommende Generationen hat: Unsere Spezies ist verantwortlich für Veränderungen, von denen einige den Fortbestand der menschlichen Zivilisation gefährden könnten.