Lange Zeit waren Wasser und Wind die einzigen Quellen, deren Kraft dem Menschen bei der Verrichtung anstrengender Arbeiten unmittelbar zur Verfügung stand. Für diese beide Naturkräfte entwickelte er bereits früh zunehmend ausgefeiltere Methoden, sich diese Energien auch zunutze zu machen. Auch das Einsatzgebiet der Mühlen weitete sich in der 1500 Jahren ihrer Nutzungsgeschichte immer weiter aus. Wurden die ältesten Windmühlen noch ausschließlich zum Mahlen von Getreide genutzt, sind aus der Blütezeit der mittlerweile erloschenen Mühlenära rund 200 unterschiedliche Einsatzbereiche von Windmühlen bekannt.
Ihr Ursprung liegt in Persien. Gemäß einer arabischen Schrift aus dem neunten Jahrhundert drehte sich vermutlich im Jahre 644 unserer Zeitrechnung in den weiten, ebenen Flächen des Hochlandes der Landschaft Seistan an der Grenze Persiens zu Afghanistan die erste Windmühle. Hier betrieb die Bevölkerung dann um die erste Jahrtausendwende bereits ganze „Batterien“ von Getreidemühlen.
Von dort breiteten sich die Windmühlen über die afghanische Hochebene nach Kleinasien aus. In der Zeit der Kreuzzüge führten Araber und Kreuzritter diese effektive Nutzung der Windenergie in Europa ein. Auch wenn es den Müllern jener alten Zeiten sicherlich lieber war, eine Wassermühle zu betreiben, – sie waren einfacher in der Errichtung und im Betrieb leichter zu handhaben – stellte die Fähigkeit zur Nutzung der Windenergie eine beträchtliche technische Neuerung dar. Sie erschlossen bisher nicht geahnte Möglichkeiten für neue Standorte wirtschaftlichen Handelns.
Im zwölften Jahrhundert ließen sich die ersten Bockwindmühlen zunächst in England und Frankreich nachweisen und griffen dann allmählich nach Deutschland über. Hier konnte sich die neue Technik nur dort ausbreiten, wo natürlicherweise auch ausreichend Wind vorhanden war. Nördlich der Linie Aachen – Kassel – Suhl – Dresden war dies der Fall. Südlich dieser Linie sind auch heute nur vereinzelt Windmühlen anzutreffen.
Die Bockwindmühle stellt den ursprünglichsten Typus der in Europa verbreiteten Mühlen dar. Der namensgebende Bock stützte den senkrecht stehenden Hausbaum, auf dem der gesamte Mühlenkasten über eine mächtige Balkenkonstruktion drehbar gelagert ist. Änderte sich die Windrichtung, konnte der Müller den gesamten Mühlenkasten am „Sterz“ wieder in den Wind drehen.
In ihrem gesamten Aufbau war die Bockwindmühle ein „transportabler Wirtschaftsstandort“. War der momentane Mühlenstandort für den Müller nicht mehr lukrativ, so mußte an dem neuen zukünftigen Arbeitsplatz lediglich ein neuer Bock und ein neuer Hausbaum errichtet werden. Der gesamte Mühlenkasten wurde einfach wieder aufgesetzt. Für viele Bockwindmühlen, die heute noch zu besichtigen sind, ist ihr momentaner Standort nicht der erste.
Stand: 06.04.2000