Desertifikation ist nicht gleich Dürre und auch nicht einfach Ausbreitung der Wüsten. Desertifikation bedeutet die Ausbreitung wüstenähnlicher Verhältnisse in Gebiete hinein, in denen sie aufgrund der klimatischen Bedingungen eigentlich nicht existieren sollten. Sie ist nicht auf Afrika begrenzt, sondern stellt ein weltweites Problem dar, denn alle Kontinente sind – allerdings in unterschiedlichem Ausmaße – von diesem Phänomen betroffen.
Wüstenbildung gibt es nicht nur in extrem trockenen und heißen Gebieten, sondern zum Beispiel auch in der Elfenbeinküste, wo die jährlichen Niederschläge höher liegen als in Deutschland. Desertifikation wird nicht wie die Dürre allein durch das Klima verursacht. Trockenheit ist zwar einer der Gründe für Desertifikation und verstärkt sie, hauptsächlich wird Desertifikation aber durch den Menschen verursacht, indem er seine Umwelt rücksichtslos ausbeutet. Man spricht daher von „man-made-desert“.
Durch den Begriff Desertifikation, der dem lateinischen „desertus facere“ (= Wüstmachen, Verwüsten) entnommen ist, soll der Vorgang des Wüstmachens und damit das Handeln des Menschen als Ursache deutlich werden.
Die Folgen einer Dürre sind reversibel: Folgt einer Dürreperiode ein feuchtes Jahr, dann ergrünt die scheinbar tote Wüste schnell wieder. Die Verwüstung durch Desertifikation hingegen ist nur schwer, oft gar nicht mehr rückgängig zu machen. Dürre und Desertifikation hängen jedoch eng zusammen: Eine über mehrere Jahre anhaltende Wasserknappheit und die hohe Variabilität der Niederschläge lösen eine Dürre aus. Diese verstärkt die Desertifikation, die ihrerseits die Wahrscheinlichkeit einer Dürre erhöht und deren Auswirkungen verstärkt.
Weltweit sind bereits rund zwei Milliarden Hektar Ackerland und Weideflächen unterschiedlich stark degradiert. Das sind 15 Prozent der Böden weltweit – es entspricht einem Gebiet von der Größe der Vereinigten Staaten und Mexikos zusammen. Neun Millionen Hektar davon sind irreparabel zerstört und damit endgültig verloren. In den betroffenen Gebieten leben rund eine Milliarde Menschen. Weltweit werden im Jahr rund fünf bis sieben Millionen Hektar Boden, der für Ackerbau oder Weide nutzbar war, vernichtet; dies entspricht der Fläche Irlands.
Weitere 30 Millionen Quadratkilometer sind akut von der Verwüstung bedroht. 25 Milliarden Tonnen wertvoller Bodenkrume gehen jedes Jahr für immer verloren. Die Degradierung führt jährlich zu Einkommensverlusten in Höhe von 42 Milliarden Dollar. Allein im Sahel gehen seit der großen Dürren von 1972/73 jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verloren.
Stand: 22.02.2002