Ökologischer Städtebau ist nicht auf den Bau einzelner Holzhäuser beschränkt, sondern bezieht die gesamte Siedlungsstruktur mit ein und muss soziale und schließlich auch ökonomische Faktoren berücksichtigen. Die Handlungsfelder für die Entwicklung einer ökologischen Stadt sind somit vielfältig.
Das größte Umweltproblem der Stadt stellt der ständig zunehmende Verkehr dar. Mit ihm verbunden ist ein immenser Flächenbedarf und eine hohe Luftverschmutzung. Maßnahmen im Hinblick auf eine nachhaltige Stadtentwicklung wären, nach Ansicht von Experten der Verzicht auf das Auto und die gleichzeitige Attraktivitätssteigerung des Öffentlichen Verkehrs. Die bei einer Verringerung des Verkehrsaufkommens freiwerdenden Flächen können von ihrer Betondecke befreit – entsiegelt – und wieder bepflanzt werden und erhöhen so den Grünflächenanteil in der Stadt. Weitere Umfeldverbesserungen sind durch Dach-, Fassaden- und Hofbegrünung möglich. Die Anlage von Biotopen und Pflanzung standorttypischer Arten schafft ökologisch wertvolle Nischen. Viele neue Stadtentwicklungskonzepte gehen zudem davon aus, dass durch das Aufbrechen der oft deutlichen Trennung zwischen Geschäftsvierteln und den nahezu ausschließlich als Wohngegenden genutzten „Schlafstädten“ der Verkehr zusätzlich reduziert werden könnte. Geringe Wege zwischen Wohnen, Arbeiten und Einkaufen ermöglichen es, die Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Ein wichtiger Aspekt einer nachhaltigen Lebensweise ist die Einsparung von Ressourcen wie Fläche, Energie und Wasser. Insbesondere im Energiebereich gibt es sehr weitreichende Entwicklungen. Mit Solar-, Wind- und Abfallenergieanlagen können Häuser schon heute ihren eigenen Energiebedarf decken, teilweise produzieren sie sogar einen Überschuss. Begrünte Fassaden, Wintergärten, Speicherböden und -wände, sowie die Ausnutzung der Sonnenwärme durch große Fensterfronten an der Südseite ermöglichen das Einsparen von Heizwärme. Nicht zu letzt sind hierbei die benutzten Baumaterialien sehr entscheidend. In den letzten Jahren zeigt sich zunehmend, dass traditionelle Baustoffen wie Lehm und Holz teilweise sogar eine bessere Wärmedämmung als viele der modernen Baumaterialien und -techniken ermöglichen. Mit Hilfe von Regenwassernutzung, der erneuten Verwendung von kaum verschmutztem Wasser sowie entsprechend wasserschonender Sanitärtechnik kann auch der Wasserverbrauch reduziert werden.
Ökologischer Städtebau muss bei all diesen Maßnahmen keineswegs teurer sein als konventioneller. Dies hat ein Projekt in Berlin gezeigt. In der Heinrich-Böll-Siedlung in Berlin-Pankow wurden die Kosten für ein Haus mit ökologisch hohen Qualitätsstandards mit einem Berliner Standardhaus verglichen. Auch wenn der Bau zunächst kostenintensiver war, so schlägt der Unterhalt eines Ökohauses deutlich geringer zu Buche und auch ein Abriss in einigen Jahrzehnten fällt billiger aus, da die Baustoffe zu großen Teilen recyclebar sind.
Die ökologisch nachhaltige Stadt ist letztlich ein Gesamtwerk aus vielen einzelnen Maßnahmen, die ineinander greifen. Im Idealfall würden dabei nicht mehr Ressourcen verbraucht, als wieder neu gebildet werden können und nicht mehr Schadstoffe abgegeben als durch Luft, Wasser und Boden gebunden werden können. Von einer solchen Idealstadt ist man jedoch weit entfernt.
Stand: 26.09.2001