Vor den Apollo-Missionen war der Erdtrabant Gegenstand zahlreicher und fast unbegrenzter Spekulationen – wenn man auch nicht mehr glaubte, der Mond bestehe aus grünem Käse, wie noch im Mittelalter vermutet, so waren seine Geologie und Entstehungsgeschichte jedoch noch immer weitgehend unbekannt. Erst die von den Astronauten auf dem Mond deponierten Experimente und die auf die Erde zurückgebrachten Proben des Mondgesteins halfen dabei, der Lösung des Rätsels Mond ein Stück näher zu kommen.
Zumindest einer der „Lieblingshypothesen“ der damaligen Zeit machten die Bilder und Erfahrungen der Apollo-Astronauten sofort den Garaus: der Mond war eindeutig nicht bewohnt. Die Proben zeigten weder fossile noch rezente Hinweise darauf, dass der Erdtrabant jemals eine wie auch immer geartete Lebensform beherbergt haben könnte und auch vom „Mann im Mond“ fehlte jede Spur.
Kleiner Bruder der Erde
Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen der Apollo-Ära war jedoch, dass der Mond in seiner Struktur der Erde sehr ähnlich ist. Ebenso wie sie hat er offensichtlich eine bewegte Geschichte hinter sich: Seine Oberflächengesteine sind mehrfach geschmolzen, von Vulkanen ausgeschleudert und durch Meteoriteneinschläge zusammengepresst worden. Auch der Schichtenaufbau des Erdtrabanten aus fester Kruste, teilweise flüssiger Asthenosphäre und eventuell einem Eisenkern gleicht der Erde.
Aus den Ergebnissen der Bohrproben und seismographischen Experimente der Apollo-Missionen schloss man auf einen gemeinsamen Ursprung beider Himmelskörper. Auf dem Mond sind die Spuren der frühesten Prozesse und Ereignisse seiner Entwicklungsgeschichte noch heute sichtbar. Weil diese Relikte auf der Erde durch Erosion verloren gegangen sind, ist der Mond daher heute auch ein wichtiges „Archiv“ für die frühe Geschichte unseres Sonnensystems.
Mondproben liefern noch immer Erkenntnisse
Auch die Veränderungen der Sonneneinstrahlung sind im „Mondarchiv“ erhalten geblieben. Ohne eine schützende Atmosphäre war das durch zahlreiche Meteoriteneinschläge zertrümmerte Oberflächengestein – als Regolith bezeichnet – über Jahrmillionen hinweg ungeschützt dem elektromagnetischen Sonnenwind ausgesetzt und reicherte sich mit Isotopen und Elementen von der Sonne an.
Noch heute arbeiten Wissenschaftler in 60 Laboratorien rund um die Welt an den vor dreißig Jahren von den Apollo-Missionen mitgebrachten Mondproben. Mit Hilfe von Technologien, von denen ihre Vorgänger in den siebziger Jahren höchstens träumen konnten, ist mittlerweile die dritte Forschergeneration damit beschäftigt, auch noch die letzten Geheimnisse des Erdtrabanten zu lösen.
Nadja Podbregar
Stand: 16.07.2013