Wer glaubt, Polarlichter sind ein rein natürliches, von uns Menschen unbeeinflussbares Phänomen, der irrt. Denn das geisterhafte Glühen am Nachthimmel lässt sich auch künstlich erzeugen. Schon in den 1950er Jahre haben Forscher dies mit – aus heutiger Sicht ziemlich fragwürdigen – Experimenten demonstriert.
Atombomben als Polarlicht-Auslöser
Die ersten Hinweise erhielten US-Forscher bereits bei den Atombombentests der 1950er Jahre. Damals ließ man solche Bomben erstmals in großen Höhen über der Erdoberfläche detonieren. Beobachter sahen dabei nicht nur den typischen gewaltigen Feuerball, sie konnten in den Nächten nach der Atombombenexplosion auch Polarlichter bestaunen. Diese Auroras traten über Hawaii und pazifischen Atollen auf – und damit weit südlich des Polarlichtovals.
Gleichzeitig registrierten Militärs und zivile Stellen ungewöhnliche Störungen ihres Funkverkehrs – ähnlich wie bei einem starken Sonnensturm. Das US-Militär entschloss sich, diesem Phänomen nachzugehen und lancierte 1958 die „Operation Argus“. Sie diente erstmals nicht dem Test der Waffen selbst, sondern sollte Aufschluss über die Folgen der Explosion auf die obere Atmosphäre und das irdische Magnetfeld geben.
Feuerball und Teilchenströme
Im Rahmen der Operation Argus wurden im Südatlantik drei Atombomben mit Raketen in 200 bis 540 Kilometer Höhe geschossen, wo sie detonierten. Die Explosion verursachte einen Feuerball aus heißem Plasma, der Unmengen an energiereichen geladenen Teilchen ausschleuderte, wie man heute weiß. Diese rasten die Magnetfeldlinien entlang einmal halb um die Erde und erzeugten in der Nähe der Azoren helle Polarlichter.
1962 wiederholten die US-Militärs diesen Test mit einer mehr als tausendfach stärkeren Wasserstoffbombe. „Starfish-Prime“ explodierte 400 Kilometer über dem Johnston-Atoll und löste Auroras sogar im 1.500 Kilometer entfernten Hawaii und über Samoa aus. Aber nicht nur das: Die bei der Detonation freigesetzten energiereichen Teilchen rasten mit bis zu 3.000 Kilometern pro Sekunde um die Erde und bildeten einen künstlichen Strahlengürtel, der mehrere Jahre lang erhalten blieb. Dessen Teilchenströme zerstörten mehrere Satelliten – darunter auch den gerade erst in den Orbit gestarteten britischen Satelliten Ariel-1, der der Erforschung der Ionosphäre dienen sollte.
„Diese Tests waren ein menschengemachtes und extremes Beispiel für einige der Weltraumwetter-Effekte, die sonst nur starke Sonnenstürme hervorbringen“, sagt Phil Erickson vom Haystack Observatory in Massachusetts.
Nadja Podbregar