Neben den Tryptaminen aus LSD, Pilzen und Co gibt es auch halluzinogene Substanzen aus anderen Stoffgruppen. Sie beeinflussen das menschliche Bewusstsein auf ähnliche Weise, können aber zusätzlich noch andere Wirkungen entfalten.
Das Kaktus-Psychedelikum Mescalin
Eines dieser Psychedelika ist das Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Mescalin. Es gehört zur Stoffgruppe der Phenethylamine und stammt aus einigen Kakteenarten, darunter dem in Mittelamerika beheimateten Peyote-Kaktus (Lophophora williamsii) sowie dem San-Pedro-Kaktus (Echinopsis pachanoi). Der Wirkstoff kann aus den Pflanzen isoliert werden, wird heute aber auch synthetisch hergestellt.
Einmal eingenommen, bindet Mescalin an dem Serotonin-Rezeptor-Typ-2A, aktiviert diesen und greift – wie die Tryptamine – so in den Serotonin-Stoffwechsel ein. Doch das ist nicht die einzige Wirkweise: Zusätzlich bindet Mescalin auch am Serotonin-Rezeptor-2C. Neben optischen sowie akustischen Halluzinationen und Illusionen verspüren Menschen, die Mescalin eingenommen haben, dadurch unter anderem kein Hunger- und Durstgefühl mehr.
Ecstasy aktiviert und blockiert
Eng mit dem Mescalin verwandt ist Methylendioxy–Methylamphetamin (MDMA), der Wirkstoff der Droge Ecstasy. MDMA kann aus Safrol, dem ätherischen Öl der Muskatnuss, gewonnen oder synthetisch hergestellt werden. Eingenommen wird es in Form von Pulver, Tabletten oder als MDMA-Kristalle, die man mit der Zunge aufnimmt. Zudem kann es in Flüssigkeiten gelöst oder geschnupft werden.
Bei Aufnahme in den Körper durchdringt MDMA die Blut-Hirn-Schranke und erreicht nach etwa 30 Minuten das zentrale Nervensystem. Dort wirkt es vor allem auf das Limbische System, ein wichtiges Zentrum für Emotionen, Triebe und die Ausschüttung von Endorphinen, aber auch für das Gedächtnis. Die Droge fördert die übermäßige Ausschüttung von Serotonin, Dopamin und dem Stresshormon Noradrenalin und führt so zur Übererregung der Hirnareale.
Außerdem legten Untersuchungen im Magnetresonanztomographen (MRT) nahe, dass MDMA auch die Aktivität in bestimmten Bereichen des Temporallappens sowie des sogenannten Gyrus cinguli erhöht, die unter anderem bei der Einschätzung von Gedanken und Intentionen anderer eine Rolle spielen.
Wirkung auf Bewusstsein und Verhalten
Diese Eingriffe in den Hormonhaushalt und die veränderte Hirnaktivität werden etwa 45 Minuten nach der Einnahme von MDMA spürbar: Die Betroffenen werden euphorisch, erleben ihre Emotionen deutlich intensiver, haben ein gesteigertes Selbstvertrauen und es kann zu einer veränderten Wahrnehmung von Tönen und Farben, sowie zu Halluzinationen kommen. Gleichzeitig hemmt MDMA die Wahrnehmung von körperlichen Alarmsignalen wie Durst, Hunger, Müdigkeit und Schmerzen.
Außerdem hat der Ecstasy-Wirkstoff Auswirkungen auf das Sozialverhalten des Menschen: Wie eine Studie von Anthony Gabay vom King’s College London und seinen Kollegen offenlegt, macht MDMA Menschen kooperativer gegenüber vertrauenswürdigen Personen. Ihnen verzeihen sie sogar einmalige Vertrauensbrüche schneller. Haben sie es dagegen mit Menschen zu tun, die sich grundsätzlich als nicht vertrauenswürdig erwiesen haben, zeigt sich dieser Effekt der Droge nicht.
Dissoziativa: Ohne Schmerzen und Ichgefühl
Substanzen wie Ketamin oder Dextromethorphan (DXM) aus der Gruppe der Dissoziativa gehören zwar nicht zu den klassischen Psychedelika, lösen aber ebenso halluzinogene Wirkungen aus. Statt dafür an Serotonin-Rezeptoren zu binden oder die Freisetzung von Botenstoffen zu stimulieren, greifen die meisten dieser Wirkstoffe auf die sogenannten N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)- Rezeptoren ein. Diese kommen vor allem in den Nervenzellen des Hippocampus und des Großhirns vor und sind dort an der Bildung von Gedächtnisinhalten und der synaptischen Plastizität beteiligt. Je mehr NMDA-Rezeptoren eine Synapse hat, desto empfindlicher ist sie.
Ketamin blockiert diese Rezeptoren und verhindert damit die Bindung von Glutamat – so wie es auch bei Patienten auftritt, die unter Psychosen leiden, wie Versuche mit Ratten bereits nahegelegt haben. Dadurch wird das Bewusstsein gehemmt, Zuständen der Ichlosigkeit treten ein und die Betroffenen empfinden unter anderem keine Schmerzen.