Der Untergrund des Grenzgebiets Bayern-Böhmen birgt reiche Schätze – das wussten die Bewohner der Region bereits vor rund 800 Jahren. Silber, Gold und Kupfer, Eisenerz und Zinn sowie begehrte Schwermetalle wie Blei, Kobalt, Mangan, Wismut und Uran treten hier zutage oder liegen durch Bergwerke erreichbar unter der Erde verborgen. An anderen Stellen wurden und werden noch heute Sand, Ton und das für die Porzellanherstellung begehrte Kaolin abgebaut.
Goldrausch im Fichtelgebirge
Der Abbau dieser Rohstoffe prägte über Jahrhunderte die Entwicklung der Region – er machte Städte groß, zog Gelehrte an und brachte den Menschen Arbeit und Wohlstand. Die fränkische Stadt Goldkronach im Fichtelgebirge trägt diese Wurzeln sogar noch klar erkennbar im Namen: Hier blühte zwischen 1365 und 1420 der Goldabbau in der damals vielleicht reichste Goldlagerstätte Deutschlands.
Ende des 18. Jahrhunderts kam sogar der Universalgelehrte Alexander von Humboldt als Bergassessor in diese Stadt. Der preußische Staat hatte ihn beauftragt nachzuforschen, warum der Goldnachschub aus Goldkronach so stark nachgelassen hatte und ob sich ein weiterer Abbau von Gold dort noch lohnte. Trotz fast erschöpfter Lagerstätten gelang es Humboldt zumindest eine Zeitlang, die Goldförderung durch neue Abbautechniken noch einmal etwas zu beleben. Immerhin noch bis 1803 wurden preußische Golddukaten aus Goldkronacher Gold geprägt.
Humboldt gegen Goethe
Als einer der Pioniere der Geologie nutzte Humboldt die Zeit in Goldkronach aber auch, um die Gesteine und Schichten der Gegend intensiv zu erforschen. Möglicherweise dies dazu bei, seine Position als „Plutonist“ zu festigen. Im historischen Streit um die Entstehung der Gesteine hielten die Plutonisten das innere Feuer der Erde und die Vulkane für die wesentliche Gestaltungskraft. Anders dagegen sahen es die „Neptunisten“, zu denen auch Johann Wolfgang von Goethe gehörte. Sie glaubten, dass alle Gesteine letztlich durch Ablagerungen am Grund von Ozeanen entstanden sind.
Als Goethe im Jahr 1823 das böhmische Franzensbad besuchte, schlug er vor, doch einen Stollen in den nahegelegene Komorni hurka zu graben – wie man heute weiß, ist dies ein alter Vulkan. Beim Graben würde man dann sehen, ob es wirklich unterirdische Wärme und vulkanisches Feuer gebe, so der Dichterfürst damals. Heute ist klar: Ein Teil der Gesteine ist vulkanischen Ursprungs, ein anderer dagegen tatsächlich aus Sediment.
Silberboom in Böhmen
Die böhmische Stadt Jáchymov (Sankt Joachimsthal) verdankt ihren frühen Ruhm dagegen dem Silber. Ab 1510 schafften hier mehr als 9.000 Bergleute in hunderten Bergwerken das begehrte Edelmetall ans Tageslicht, der Ort wuchs dadurch zur zweitgrößten Stadt Böhmens nach Prag heran. Auch der berühmte Gelehrte Georg Agricola lebte hier und verfasste einige seiner bekannten Werke zur Metallurgie, Hüttenkunde und Mineralogie.
Der Höhenflug Sankt Joachimsthals war allerdings nicht von langer Dauer: Als die Silbergruben kaum mehr Erz hervorbrachten, erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Absturz. Doch ein Erbe dieses böhmischen Silberbooms ist bis heute geblieben: Die ab 1519 hier geprägten Münzen hießen nach ihrem Herkunftsort Joachimsthaler. Aus diesem Namen wurde später „Thaler“ und von diesem hat der US-Dollar seinen Namen.