Geologie/physische Geographie

Meteorit ist nicht gleich Meteorit

Von Chondriten, Eisen und Kohlenstoff

Meteoriten sind nicht nur bedrohliche „Steine die vom Himmel fallen“, sie sind auch wertvolle Boten aus den Tiefen des Alls und aus der Vergangenheit unseres Universums. Jedes Jahr regnen mehr als 19 000 Meteoriten auf die Erde herab. Die meisten stürzen allerdings völlig unbemerkt und folgenlos auf unbewohntes Gelände oder ins Meer.

Für die Wissenschaft trägt jeder gefundene Meteorit wichtige Informationen über den Ursprung und die Entwicklung des Sonnensystems in sich, die noch nicht, wie auf der Erde oder dem Mond durch Verwitterung und andere Umwandlungsprozesse verändert ist. Untersuchungen der radioaktiven Spurenelemente datieren die ältesten Meteoriten auf mehr als 4,5 Milliarden Jahre, also in eine Zeit, in der unser Sonnensystem gerade entstand.

Meteoriten sind alle Himmelskörper, die die Erdatmosphäre durchdringen und in die Erdoberfläche einschlagen. Weitaus die meisten von ihnen bestehen aus Asteroiden oder Bruchstücken davon, nur etwa ein Drittel ist kometischen Ursprungs. Materiebrocken aus dem All, die zwar in die Erdatmosphäre eintreten, aber in ihr verglühen oder zerplatzen, bevor sie den Erdboden erreichen, werden als Meteoroide bezeichnet. Meteore sind die Leuchtspuren eines Meteoriten oder in der Atmosphäre verglühenden Himmelskörpers.

Die bisher auf der Erde gefundenen Meteoriten lassen sich nach ihrer Zusammensetzung grob in drei Klassen einteilen: Stein-, Eisen und Stein-Eisenmeteoriten.

Steinmeteoriten

Meteoriten: Chondrit © NASA

„Fliegende Gesteinsbrocken“ sind die häufigste Meteoritenform im Weltall: 93 Prozent aller bekannten Meteoriten bestehen vorwiegend aus Silikaten, in die noch andere Bestandteile wie Eisen oder Nickel eingelagert sein können. Von den bisher auf der Erde gefunden Meteoriten gehören allerdings nur gut ein Viertel zu den Steinmeteoriten, , Da sich ihre Bruchstücke beim Aufprall oft mit irdischen Gestein vermischen, ist ihre Entdeckung erheblich schwerer als bei Eisenmeteoriten.

Die urtümlichsten Vertreter dieser „steinigen Himmelsboten“ sind die sogenannten Chondriten. Bei diesen relativ unauffälligen, meist grau gefärbten Meteoriten sind kugelförmige, bis zu einem Zentimeter große Gesteinskörnchen in die Grundsubstanz eingeschlossen. Diese „Unreinheiten“ könnten ein Hinweis darauf sein, daß auch im Urnebel, aus dem unser Sonnensystem entstand, ungleichmäßige Verteilungen von Materie vorhanden waren. Für die Entstehung der Chondriten sind kurzzeitig extrem hohe Temperaturen nötig (rund 1600 Grad), die nötige Energie könnten Blitze im Urnebel oder Strahlungsausbrüche der Sonne geliefert haben. Den Achondriten fehlen diese mineralischen Einschlüsse, bei kohligen Chondriten bestehen die Körnchen aus kohlenstoffhaltiger Materie, wie zum Beispiel Graphit.

Besonders wertvolle Indizien über die Prozesse in der Frühzeit unseres Universums liefern die kohligen Chondriten, da in ihren Graphitkörnchen häufig Spurengase eingeschlossen sind, die nicht aus unserem Sonnensystem stammen. In den Einschlüssen fanden Wissenschaftler zum Beispiel Deuterium und Spuren von Neon-22, einem Zerfallsprodukt des radioaktiven Natrium-22, beide kommen typischerweise in interstellaren Molekülwolken bzw. in roten Riesensternen und Sternexplosionen vor. Möglicherweise ist die Urwolke, aus der das Sonnensystem enstand, durch eine Sternenexplosion kollabiert und deren Relikte wurden in den Meteoriten konserviert.

Eisenmeteoriten

Eisenmeteorit © NASA

Obwohl nur etwa fünf Prozent der im All fliegenden Meteoriten aus Eisen bestehen, gehören Eisenmeteoriten zum bislang am häufigsten auf der Erde gefundenen Meteoritentyp. Im Durchschnitt enthalten die Eisenmeteoriten rund 90 Prozent Eisen, 8,5 Prozent Nickel und Spuren von Kobalt. Typisches Kennzeichen von Eisenmeteoriten sind die sogenannten „Widmanstättenschen Figuren“ – charakteristische Muster, die auftreten, wenn die Schnittfläche des Meteoriten angeätzt wird.

Der schwerste bekannte Eisenmeteorit fiel 1920 in Namibia auf die Erde. Er wiegt 55 Tonnen und ist drei Meter lang.

Stein-Eisenmeteoriten

Stein-Eisenmeteoriten sind eine sowohl im All als auch auf der Erde seltene Mischform. Sie bestehen etwa zur Hälfte aus Eisen (durchschnittlich 55,5 Prozent), die andere Hälfte teilen sich die Elemente Magnesium (12,8), Sauerstoff (18,6), Silizium (8,0) und Nickel (5,4).

Der älteste bekannte Meteorit auf der Erde ist ein Chondrit, der in einer 460 Millionen Jahre alten Kalksteinschicht in Schweden entdeckt wurde. Mit einem geschätzten Alter von 300 Millionen Jahren ist ein russischer Eisenmeteorit vermutlich der zweitälteste bekannt Meteorit überhaupt.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. 11
  24. |
  25. 12
  26. |
  27. 13
  28. |
  29. weiter


Stand: 19.01.2002

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Meteoriten
Gefahr aus dem All

Himmelskörper auf Kollisionskurs...
Von NEOs, Kometen und Planetoiden

Meteorit ist nicht gleich Meteorit
Von Chondriten, Eisen und Kohlenstoff

Suche nach den Einschlagskratern
Wie die Nadel im Hauhaufen...

Der "Dinokiller"
Der Chicxulubkrater in Yucatan

Krater - die Narben der Erde
Entstehung und Morphologie von Einschlagskratern

Spurensuche mit der Lupe
Impaktite und andere Relikte eines Meteoriteneinschlags

Die Erde als kosmische "Schießbude"?
Wahrscheinlichkeit von Meteoriteneinschlägen

Fatal Impact
Die Folgen eines Einschlags

Operation "Spaceguard"
Überwachung von NEOs und Erdbahnkreuzern

Gerade mal zwölf Prozent...
Der Stand der NEO-Überwachung

Zerstören oder Ablenken?
Strategien gegen die "himmlischen Geschosse"

Mit Barringer fing alles an...
Eine kleine Chronik der NEO-Forschung

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Rosetta - Auf der Jagd nach dem Kometen

Kometen - Rätselhafte Vagabunden im Weltraum