Methanol ist schon seit langem im Weltraum bekannt – Karl Menten hat darüber 1987 promoviert. Es würde sich im Prinzip hervorragend als Tracer eignen, weil es in einem weiten Bereich von Temperaturen und Drücken in den verschiedensten Arten von Molekülwolken existiert. Jedoch ließ es sich bisher nicht verwenden, weil die Berechnung der Raten, mit denen seine Energiezustände durch Stöße angeregt werden, auf unüberwindliche Schwierigkeiten stieß. Dies ist seit kurzer Zeit anders.
Fortschritte in der Quantenchemie und Computertechnologie haben es Forschern der englischen Universität Durham ermöglicht, die so genannten Stoßanregungsraten für unterschiedliche Temperaturen zu berechnen, während die Kölner Gruppe die zugehörigen Frequenzen der Linien im Labor ermittelt hat. Mentens Mitarbeiterin Silvia Leurini hat im Rahmen ihrer Dissertation mit diesen neuen Daten ein physikalisches Modell entwickelt, das die Bedingungen in Molekülwolken simuliert und die zu erwartenden Linienstärken für einen großen Parameterbereich vorhersagt.
Das Ergebnis war sehr ermutigend: Demnach reagieren die Methanol-Linien im Millimeterbereich besonders empfindlich auf den Druck, während andere Linien im Submillimeterbereich die Temperatur anzeigen. Beide Liniensysteme stammen von denselben Molekülen im selben Gebiet, und mit IRAM und APEX haben die Astronomen die besten Teleskope, um die Methanolspektren in diesen beiden atmosphärischen Fenstern aufzuzeichnen.
„So viel Spaß es auch macht, ein neues Molekül als Erster zu entdecken: Molekülastronomie ist kein Briefmarkensammeln, sondern sehr interessante und auch nützliche Astrophysik“, sagt Menten.
Stand: 03.03.2006