
Während man früher davon ausging, dass Entzündungskrankheiten durch ein überaktives Immunsystem verursacht werden, weisen die genetischen Veränderungen etwa bei Morbus Crohn eher auf eine Schwäche der Abwehrbarrieren hin.
Defekte molekulare Alarmanlage
Eine besondere Rolle spielt dabei der genetische Defekt einer Art molekularen Alarmanlage in der Darmschleimhaut, unter Experten als NOD-like-Rezeptoren (NLR) bekannt. Diese Rezeptoren in den Deckzellen der Darmwand erkennen Bakterien anhand bestimmter molekularer Muster und tragen dazu bei, dass die Erreger rasch eliminiert und spezifische Immunreaktionen nicht eingeleitet werden. Funktionieren die NLR nicht richtig, bleibt das antimikrobielle Schutzprogramm aus.
Die Panne müssen dann Immunzellen mit erhöhter Aktivität ausgleichen, wobei sie sowohl durch Mikroben aus der Darmflora als auch krankmachende Erreger von außen stimuliert werden. Eine chronische Entzündung ist die Folge.
Es ist also nicht eine Fehlsteuerung des Immunsystems, die Entzündungskrankheiten verursacht. Der erste Schritt im Krankheitsprozess scheint vielmehr eine undichte Körperbarriere in der Darmschleimhaut zu sein. Diese Hypothese wird dadurch gestützt, dass sich in Darmzellen bei Patienten mit Morbus Crohn häufig die DNA von eingedrungenen Bakterien nachweisen lässt.