Milch ist gesund, oder? In der Vergangenheit hätte man diese Frage wohl mit einem klaren Ja beantwortet. Heute jedoch wird um das weiße Nahrungsmittel kontrovers gestritten. Unser Bild über den Muntermacher Milch wird immer differenzierter. Doch was steckt hinter den Argumenten von Befürwortern und Gegnern?
250 Gramm am Tag
Milch, Milchprodukte und Käse gelten als hervorragende Nährstofflieferanten. Sie enthalten hochwertige Proteine, die für eine Vielzahl von Funktionen in unserem Körper unentbehrlich sind. Insbesondere für Vegetarier sind Milchprodukte deshalb eine bedeutende Eiweißquelle. Milch liefert zudem hohe Mengen an Kalzium, das für die Knochen wichtig ist. Darüber hinaus enthält sie Vitamin A und D, B-Vitamine sowie Jod.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, pro Tag 200 bis 250 Gramm Milch oder Milchprodukte und etwa 50 bis 60 Gramm Käse in den Speiseplan zu integrieren. Doch fettarm sollten die Lebensmittel sein, denn – und das ist der erste Kratzer am gesunden Image – Vollmilch enthält viele gesättigte Fettsäuren. Diese können die Menge an „schlechtem“ LDL-Cholesterin im Blut in die Höhe klettern lassen und sollten deshalb nur in Maßen verzehrt werden.
Unverträglicher Zucker
Auch die als ungesund geltenden Transfette kommen in geringen Mengen als natürlicher Bestandteil im Milchfett vor. Die meisten dieser Fettsäuren in unserer Ernährung sind jedoch künstlichen Ursprungs und entstehen bei der Teilhärtung von Fetten etwa für die Margarineherstellung. Sie sollen sich ungünstig auf die Blutfettwerte auswirken. Allerdings haben Wissenschaftler Hinweise darauf gefunden, dass natürliche Transfette aus der Milch womöglich nicht so schädlich sind wie ihre künstlichen Verwandten. Ein abschließender Beweis steht noch aus.
Ein weiterer Diskussionspunkt ist der Milchzucker Laktose. Schon die Gletschermumie Ötzi soll damit ihre Schwierigkeiten gehabt haben. Auch bei manchen heute lebenden Menschen löst Laktose Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme aus. Milch gilt deshalb als unverträglich. Wirkliche Probleme bereitet ihr Zucker aber nur Menschen mit einer Laktoseintoleranz.
Erhöhtes Risiko für Krebs?
Kritiker befürchten, dass das schädliche Potenzial der Milch noch viel weitergeht. Sie vermuten, dass Milch die Entstehung von Krankheiten wie Krebs begünstigt. Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Studien, dass Männer wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs haben, wenn sie sehr große Mengen Milch zu sich nehmen – das heißt, pro Tag mehr als einen Liter.
Einige Inhaltsstoffe in der Milch scheinen das Risiko für Darmkrebs hingegen zu verringern. Einen gewissen schützenden Effekt könnte Milch nach aktuellem Wissensstand zudem auf das Risiko für die Entstehung von Diabetes-Typ 2 und sogar Herzkreislauferkrankungen haben – trotz schädlicher Fettsäuren.
Schwedische Wissenschaftler haben wiederum einen statistischen, wenn auch nicht nachweislich ursächlichen Zusammenhang zwischen hohem Milchkonsum und einem früheren Tod festgestellt. Milchprodukte wie Joghurt und Käse hatten in der Untersuchung diesen Effekt nicht. Die Forscher mutmaßten: Den Unterschied könnte der Gehalt an Milchzucker machen.
Die Milch machts – aber nur in Maßen
Ob Milch das Risiko für bestimmte Zivilisationskrankheiten erhöhen könnte, bleibt insgesamt eine Streitfrage. Klar scheint aber: Wer sich an die von der DGE empfohlenen Verzehrmengen hält, geht kein gesundheitliches Risiko ein – und kann von den Vorzügen der Milch profitieren.
Daniela Albat
Stand: 15.04.2016