Astronomen schlagen angesichts der halbgaren pseudoastronomischen Szenarien der 2012-Gemeinde eher die Hände über dem Kopf zusammen. Der Astronom Florian Freistetter beispielsweise setzt sich in seinem Blog „Astrodictium simplex“ bereits seit Monaten mit der in seinen Augen ärgerlichen Verbreitung von Falschem und Halbwissen in diesem Zusammenhang auseinander.
Was also hat es wirklich mit der Milchstraße und ihrer „Konjunktion“ auf sich? Tatsächlich verändern sich die Position der Erde und ihrer kosmischen Umgebung im Laufe der Zeit auf gleich mehrfache Weise gegeneinander: Zum einen kreist das in einem Außenarm unserer Spiralgalaxie gelegene Sonnensystem im Laufe von 230 Millionen Jahren einmal um das Milchstraßenzentrum herum. Auf diesem Weg „eiert“ die Sonne – und mit ihr die Erde: Sie bewegt sich in einer Wellenlinie mal oberhalb und mal unterhalb der Ebene der Milchstraße, der Ekliptik.
Schon vorbei: die Milchstraßen- „Konjunktion“
Alle 30 bis 45 Millionen Jahre kreuzt sie die Ekliptik und befindet sich dann genau „in Konjunktion“ mit dem Milchstraßenzentrum, der Anordnung, die die Esoteriker – und angeblich die Maya – für den 21.Dezember 2012 prognostizieren. Dummerweise hat die Sonne die Milchstraßenebene bereits gekreuzt, Vor 1,5 Millionen Jahren geschah dies ohne irgendwelche dramatischen oder sonstigen Auswirkungen. In drei Jahren passiert daher in dieser Hinsicht – gar nichts. Im Moment bewegen sich Sonne und Erde sogar von der Milchstraßenebene weg, die nächste Passage ist erst in mindestens 28,5 Millionen Jahren fällig.
Aber vielleicht zeigt ja 2012 wenigstens die Erdachse auf das Milchstraßenzentrum, wie von einigen postuliert? Leider auch dies nicht. Denn die Rotationsachse unseres Planeten verändert zwar im Laufe von vielen tausend Jahren ihre Ausrichtung. In einem Zyklus von 25.800 Jahren führt sie eine Art Taumelbewegung gegenüber dem Sternenhintergrund durch, die so genannte Präzession. Im Moment steht sie beispielsweise so, dass sie bei uns auf der Nordhalbkugel auf den Polarstern zeigt, in rund 12.000 Jahren jedoch wird der Stern Wega in der Konstellation Lyra der neue „Nordstern“ sein. In eine Richtung aber kann sie dabei auf keinen Fall und niemals zeigen: auf das Zentrum der Milchstraße. Damit dies geschieht, müsste schon die Erde in ihrer Bahn kippen.