Sind Tsunamiwellen einmal unterwegs, „reisen“ sie mit Jet-Geschwindigkeit durch die Ozeane auf die Küsten zu und überschwemmen dort die tiefer gelegenen Regionen.
Doch wie unterscheiden sich Tsunamiwellen von „normalen“ Meereswellen? Der „Macher“ der Meereswellen ist der Wind. Von der Stärke, mit der er weht, und von der Größe des Meeresgebietes, das er überstreicht, ist die Höhe und Länge der Wellen abhängig.
Selbst in sturmgepeitschter See erreichen die winderzeugten Wogen kaum eine Höhe von zehn Metern und eine Länge von maximal 150 Metern. Die meisten dieser windgenerierten Wellen sind jedoch viel kleiner und kürzer. Egal wie sehr es auch stürmt, die Wirkung des Windes bleibt auf die oberen Meeresschichten beschränkt. Ab einer Tiefe von etwa 200 Meter ist alles ruhig, die Energie des Windes ist hier nicht mehr spürbar.
Tsunamiwellen dagegen, die durch geophysikalische Vorgänge entstehen, verhalten sich ganz anders. Wellenlänge und -höhe hängen entscheidend von der Stärke des Ereignisses ab, die den Tsunami ausgelöst hat. Normalerweise sind die Wellenlängen der Tsunamis auf dem offenen Meer riesig. 100 bis 300 Kilometer, im Extremfall sogar 500 Kilometer liegen zwischen den einzelnen Wellenkämmen.
Solche Tsunamis können riesige Distanzen zurücklegen. Je größer die Wellenlänge, desto geringer ist der Energieverlust einer Welle bei der Reise durch das Meer. Dies behaupten jedenfalls die Physiker. Kein Wunder also, dass manche Tsunamis noch mehr als 10.000 Kilometer vom Ursprungsort entfernt ihre gewaltigen Kräfte zeigen können. Nach dem Vulkanausbruch auf Krakatau beispielsweise ließen sich sogar an europäischen Pegeln Änderungen des Meeresspiegels messen.
Die Geschwindigkeit, mit der Tsunamis durch die Weltmeere jagen, hängt von der jeweiligen Meerestiefe ab. Meeresforscher des Pacific Marine Environmental Laboratory haben herausgefunden, dass im Pazifik mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von 4.200 Metern Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 750 Kilometern pro Stunde keine Seltenheit sind – viel schneller kann man auch mit einem Airbus nicht ans Ziel gelangen. In den tiefsten Meeresbereichen der Welt werden diese Rekorde sogar noch getoppt. Fast 1000 Kilometer – also mehr als die Strecke von Flensburg nach München – kann der Tsunami dort zurücklegen, bevor eine Stunde um ist.
Anders als bei den normalen windgenerierten Wellen wird bei einem Tsunami die Wellenenergie von der gesamten Wassersäule bis hinab zum Meeresboden weitergeleitet. Tsunamis haben also quasi überall in den Ozeanen Bodenkontakt.
Während sich vor Tsunamis auf dem offenen Meer nicht einmal ein einfaches Paddelboot fürchten muss – die Wellen sind hier äußerst zahm und erreichen lediglich Höhen von circa 50 bis 100 Zentimetern – entstehen in Küstennähe regelrechte Wellengiganten…
Stand: 06.08.2000