Nachdem der Zweite Weltkrieg die Aktivitäten deutscher Altertumsforscher in Wiskiauten unterbrochen hatte, setzten russische Wissenschaftler die Grabungen fort. Doch erst in den 1980er-Jahren gelang es dem Archäologen Vladimir Iwanowitsch Kulakov, erste Spuren allgemeiner Siedlungstätigkeiten in der Umgebung des Gräberfeldes aufzudecken. Größe und Charakter der Siedlung sowie deren Datierung blieben jedoch ein Rätsel.
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Anknüpfend an seine Erfahrungen mit naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden in der großen wikingerzeitlichen Handelsmetropole Haithabu initiierte dann im Jahre 2005 Claus von Carnap-Bornheim vom Archäologischen Landesmuseum Schleswig, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften Moskau ein für die Region wegweisendes Forschungsprojekt: Erstmalig wurde eine großräumige Suche nach der Siedlung von Wiskiauten anberaumt, die Fragen zur genauen Lage, zur Ausdehnung, zum Alter und zur inneren Struktur der Niederlassung beantworten soll.
Potenzielles Siedlungsgebiet wird „durchleuchtet“
Das potenzielle Siedlungsgebiet ist mit mehr als zweieinhalb Quadratkilometern so groß, dass es mit herkömmlichen archäologischen Methoden kaum untersucht werden kann. Erfolg verspricht umso mehr der Einsatz modernster geophysikalischer Technik, mit der schnell ein großes Gebiet vorab „durchleuchtet“ werden kann.
Denn überall da, wo der Mensch durch die Anlage von Gruben oder Häusern Eingriffe in den geologischen Schichtenaufbau des Bodens vorgenommen hat, ist das natürliche Magnetfeld der Erde gestört. Und das lässt sich durch Messungen sichtbar machen. Seit Projektbeginn hat ein geowissenschaftliches Forscherteam der Universität Kiel ein Areal von fast 70 Hektar geomagnetisch vermessen.
Traktor als Archäologenhelfer
Ideal sind die Bedingungen, wenn im Frühjahr der Boden noch gefroren ist und eine dünne Schneedecke die zu untersuchenden Äcker und Wiesen bedeckt. So kann sich der Fahrer auf dem kleinen Traktor, an dessen Anhänger die Messapparatur mit den acht hochempfindlichen Sonden montiert ist, besser an seinen vorherigen Fahrspuren orientieren, und es entstehen später keine Lücken im Messbild.
Tausende von Daten sind so gewonnen worden. Sie zeigen sich auf dem Computerbildschirm, manchmal als vereinzelte Punkte, manchmal als dichte Wolken, die sich um lineare Strukturen gruppieren. Später werden die Messbilder auf die topografischen Karten projiziert, um die Koordinaten der Anomalien im Magnetfeld zu ermitteln.
Vor Ort wird häufig schon am nächsten Tag gebohrt, wobei der Bohrkern sofort auf datierbares Material wie Knochen oder Holzkohle untersucht wird, um später über C14-Datierungen eine erste Alterseinschätzung vorzunehmen.
Stand: 04.07.2008