- Wissenschaftlicher Name: Physeter macrocephalus
- Länge: bis mehr als 20 Meter
- Gewicht: bis 60 Tonnen
- Tauchzeiten: bis zu 120 Minuten
- Tauchtiefe: bis zu 3.000 Metern (geschätzt)
- Verbreitung/Lebensraum: fast alle Meere der Welt
- Nahrung: zu 80 Prozent Kalmare, Rest: Fische, Krebstiere andere Kopffüßer
- Fortpflanzung: alle 4 bis 6 Jahre ein Junges
Tap, Tap Tap. Viele Kinobesucher und Fernsehzuschauer hat das bedrohliche Geräusch von Kapitän Ahabs Holzbein bei seinen einsamen, stundenlangen nächtlichen Wanderungen an Deck noch Tage nach dem „Filmgenuss“ um den Schlaf gebracht. Der Film „Moby Dick“ ließ nicht nur Gregory Pecks Berühmtheit in atemberaubende Dimensionen wachsen, auch die Pottwale kennt spätestens seitdem fast jeder.
Begehrt waren die Pottwale für die Walfänger weniger wegen ihres Fleisches, da es als ungenießbar gilt. Objekt der Begierde von Ahab und Co. war das Walöl in Form von Blubber und Walrat oder Spermaceti. Dieses Walrat ist noch heute ein begehrtes Schmiermittel für Präzisionsgeräte in Forschung und Technik. Bis zu vier Tonnen dieses wasserhellen, milchig-wachsartigen Öls hat jeder dieser Meeresriesen in speziellen Kammern im Vorderkopf gespeichert. Die frühen Walfänger verwechselten das Walrat aufgrund seines Aussehens mit der Samenflüssigkeit und gaben dem Tier deshalb auch den Namen „Sperm whale“ – Samenwal.
Rekordhalter im Tieftauchen
Bei 3.000 Metern steht der Säugetierrekord im Tieftauchen. Die Pottwale halten ihn und sind dabei ohne Konkurrenz. Allerdings ist es bisher noch nie einem Menschen gelungen, die riesigen Meeressäuger auf ihren ausgedehnten Tauchgängen zu verfolgen. Vielleicht kann Moby Dick in Wahrheit ja noch viel weiter in die Tiefsee vordringen.
Zwei Stunden ohne zu atmen können die mächtigen Kolosse auf der Jagd nach ihrer „Leibspeise“, den Riesenkalmaren der Gattung Architeuthis, in den kalten, lichtlosen Tiefen der Meere bleiben. Geradezu armselig muten dagegen die menschlichen Höchstleistungen beim Tauchen an. Ein Mensch hält es maximal zwei Minuten ohne Luft zu holen unter Wasser aus. Und der menschliche Tieftauchrekord ohne Atemmaske liegt bei knapp über 90 Metern.
Überleben in großen Tiefen
Warum kann ein Pottwal den enormen Druck von 300 Atmosphären – das entspricht einer Belastung von 300 Kilogramm pro Quadratzentimeter – in 3.000 Meter Tiefe aushalten, wenn der Mensch schon bei 100 Metern und 10 Atmosphären Druck „schlapp“ macht? Auf welche Art und Weise versorgt er sich während der langen Tauchzeit mit Sauerstoff?
Auf viele dieser Probleme haben die Wissenschaftler heute eine Antwort parat. Die tauchenden Tiere haben im Laufe der Evolution eine gravierende Spezialisierung durchlaufen. So ertragen sie zum Beispiel problemlos eine für den Menschen gefährlich hohe CO2-Konzentration im Blut. Weit mehr als zehn Prozent Kohlenstoffdioxid in der Ausatemluft können bei ihnen nach dem Tauchen gemessen werden. Werte, bei denen ein Mensch in Teilnahmslosigkeit verfallen oder sogar das das Bewußtsein verlieren würde.
Tauchende Pottwale können sich darüberhinaus beim Vorstoß in größere Wassertiefen in reine Herz-Lungen-Gehirn-Maschinen verwandeln und dabei den nur in geringen Mengen mitgeführten Sauerstoff für diese lebenswichtigen Körperorgane reservieren. Große Teile der Muskeln und der Haut werden kaum mehr durchblutet und so fast vollständig von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten. Würde man diese Muskelbereiche anstechen, käme kein Tropfen Blut zum Vorschein. Um Sauerstoff zu sparen, senken die Tiere zudem die Schlagfrequenz des Herzens stark und reduzieren damit den Blutstrom.
Die notwendige Begrenzung des mitgeführten Sauerstoffs hat für die Pottwale einen riesigen Vorteil: die Stickstoffanreicherung in den Geweben bleibt während des Tauchvorgangs gering. Die Tiere entgehen damit der tödlichen Gefahr der Bläschenbildung beim schnellen Auftauchen. Tauchkrankheiten wie sie beim Menschen häufig auftreten, wenn sie unkontrolliert aus großen Tiefen aufsteigen, sind somit ausgeschlossen.
Kollabierende Lungen
Auch das Problem der hohen Druckbelastung haben die tiefenangepassten Tiere auf erstaunlich einfache und elegante Weise gelöst. Da sowohl Körperflüssigkeiten als auch Knochen und Gewebe kaum komprimierbar sind, bedroht der hohe Druck normalerweise vor allem die Körperhohlräume. Während der Mensch mit seinem starren Brustkorb und den Körperhohlräumen im Kopf ab einer gewissen Wassertiefe vom Drucktrauma bedroht ist, besteht diese Gefahr bei den Tieren nicht. Die Lungen können bei steigendem Druck vollständig kollabieren, da die Vorderseite des Brustkorbs nicht von Rippen eingeschlossen ist. Die verbleibenden Hohlräume sind enorm stabil gebaut und können teilweise sogar beim Abtauchen vollständig abgeschlossen werden.
Der mitgeführte, lebensnotwendige Sauerstoff wird deshalb auch nur zu einem Drittel im Luftvorrat der Lunge gespeichert. Den Rest können Pottwale in verschiedene andere Körperpartien auf Vorrat einlagern. Vor allem das Blut und die Muskulatur werden reichlich mit Sauerstoff beladen. Ein deutlich höheres Blutvolumen als bei vergleichbaren Landtieren und die Fähigkeit des Wal-Hämoglobins und -myoglobins, erheblich mehr Sauerstoff zu binden als sonst üblich, sind die Hauptgründe dafür.
Stand: 07.10.2001