Dass eine Nahrungsbeziehung zwischen Pottwalen und Riesenkraken besteht, ist nachgewiesen. Allerdings ist es wohl eher der Riesenkrake, der in dieser Beziehung die Rolle der Beute spielt. In der Tat ist der Pottwal der einzige Feind des Architeuthis, der auch den erwachsenen Tieren gefährlich werden kann. In den Mägen von Pottwalen finden sich die Reste von Riesenkraken, die kreisrunden Narben auf der Pottwalhaut zeugen von dramatischen Kämpfen.
Seitdem der kommerzielle Fischfang auch in größere Tiefen vordringt, gelangt auch eine zunehmende Anzahl von Riesenkalmaren in die Netze. Diese gesunden Tiere kollabieren und sterben, da sie den raschen Transport aus mehreren hundert Metern Meerestiefe nicht verkraften. Die Mageninhalte der Tiere lässt allerdings Rückschlüsse auf ihre Beutetiere zu.
Lieblingsspeise Fische
Der Riesenkalmar ernährt sich demnach hauptsächlich von Tiefseefischen. Von seinen zehn Fangarmen haben acht eine doppelte Saugnapfreihe und eine Länge von bis zu drei Metern. Die zwei verbleibenden Arme, die zehn bis zwölf Meter lang werden können, tragen nur an den keulenartig erdickten Enden vier Saugnapfreihen.
Man vermutet, dass Architeuthis ausschließlich die beiden längeren Tentakel als Fangarme benutzt, die, wenn er auf Beute lauert, pfeilschnell vorschießen und das Opfer greifen. Die Saugnäpfe an den Innenseiten sowohl der Tentakel als auch der Arme sind mit Ringen besetzt, die in die Haut des Opfers eindringen und eine Flucht nahezu unmöglich machen. Das so gefangene Beutetier wird dann zum Mund transportiert und durch den papageienartigen Schnabel in mundgerechte, nicht zu große Stücke zerlegt.
Groß aber harmlos?
Es ist allerdings zweifelhaft, in diesem gigantischen Räuber das agressive Monster der Fabeln zu sehen. Wissenschaftliche Meinungen besagen, dass ein Tier dieser Größe gar nicht die Kraft aufbringt, mögliche schnelle Opfer zu verfolgen und auf eine Jagdstrategie als lauernder Beutegreifer angewiesen ist.
Warum hat die Evolution in der Tiefsee eine Gattung von Weichtieren hervorgebracht, die solch gigantische Dimensionen aufweist? Damit es Beutetieren nachstellen kann, die für kleinere Weichtiere nicht in Frage kommen? Damit es selbst nicht zur Beute von größeren Räubern wird? Um die Energieverluste einem recht unwirtlichen Lebensraum gering zu halten? Wenn auch die Existenz des Architeuthis nicht mehr in Frage steht – die Lebensweise des Riesenkalmars gibt heutzutage immer noch genügend Rätsel auf.
Stand: 15.09.2006