Das Wort Curare sorgt bei vielen für ein unbehagliches Frösteln auf der Haut. Das Pflanzengift führt beim Menschen zu massiven Lähmungen der Muskulatur, die meistens unweigerlich zum Tod führen. Das Unangenehme daran: Das Opfer kann sich nicht mehr bewegen, bleibt aber bis zum qualvollen Ende bei vollem Bewusstsein.
Dennoch ist Curare heute aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile sind es jedoch synthetische Ersatzprodukte, die in den Kliniken zum Einsatz kommen. Sie besitzen die gewünschte Curarewirkung ohne die gefährlichen Nebenwirkungen des Pflanzengiftes zu zeigen. Gerade bei Anästhesisten sind diese Mittel beliebt, die die Muskeln erschlaffen lassen und damit beispielsweise Herzoperationen erst ermöglichen.
Doch nicht nur pflanzliche, sondern auch tierische Toxine sind begehrt, um Schmerzen zu bekämpfen, die Hautkrankheit Neurodermitis zu lindern oder Herzrhythmus-Störungen zu beseitigen. Um den Geheimnissen der verschiedenen Gifte auf die Spur zu kommen, müssen die Wissenschaftler zunächst die Toxin-Cocktails von Kobras, Schwarzen Witwen oder Skorpionen analysieren und auf potentiell interessante Wirkstoffe untersuchen.
Oft scheitert dieses Vorhaben schon daran, dass nicht genügend Tiergift zur Verfügung steht. Um wenige Hundert Milligramm an Forschungsmaterial zu gewinnen, muss oft vielen Hundert Exemplare der betreffenden Art das Gift aus Zähnen oder Drüsen abgezapft werden. Eine mühsame und obendrein gefährliche Arbeit, denn freiwillig geben Giftschlangen oder Giftspinnen ihre Sekrete nicht her. Und schon so mancher Forscher ist beim „Melken“ selbst gebissen worden.