Die Arbeitsgruppe von Thomas Grunwald konzentriert sich inzwischen auf die Suche nach weiteren Möglichkeiten der Nukleinsäure-basierten Impfung, denn die Probleme bei der Anwendung von adenoviralen Vektoren beim Menschen sind vielfältig. Zum einen ist die Herstellung kompliziert, zum anderen kann die Immunreaktion bei Menschen den Impferfolg schmälern.

Elektrischer Impuls als Passage-Helfer
Neue Techniken der DNA-Übertragung in vivo sind derzeit in der Entwicklung. Eine, die seit kurzem Anwendung in klinischen Studien bei Menschen findet, ist die sogenannte in vivo Elektroporation. Dabei sorgen kurze elektrische Impulse im Moment der Impfung dafür, dass Membranen der Körperzellen durchlässig werden und sie die fremde DNA daher sehr effizient aufnehmen. Dadurch wird die Bildung des in der DNA kodierten RSV-F-Proteins im Impfling verstärkt. Diese Methode wird zurzeit als DNA-basiertes Impfverfahren getestet, wobei es bei HIV-, Influenza-Virus- und Hepatitis-C-Virus-Impfstoffen bereits vielversprechende Ergebnisse zur deren Immunogenität geliefert hat. Eine 2011 veröffentlichte klinische Phase I-Studie, bei der ein HIV-DNA-Impfstoff mittels Elektroporation verabreicht wurde, zeigt, dass die Anwendung als sicher und für eine prophylaktische Impfung als akzeptabel eingestuft werden kann.
Diese Technik der in vivo Elektroporation haben die Forscher in Zusammenarbeit mit dem Virologen Matthias Tenbusch von der Ruhr-Universität seit einiger Zeit bereits für das Maus-Tiermodell etabliert. Auch nach Immunisierung mit der RSV-F-DNA bei Mäusen und bei Primaten zeigen diese eine hohe RSV-spezifische Immunantwort. Eine abschließende präklinische Wirksamkeitsstudie des RSV-F-DNA-Impfstoffs ist bereits in Planung. Ist sie erfolgreich, soll der RSV-F-DNA-Impfstoff am Menschen in einer klinischen Phase I-Studie getestet werden. Aufgrund Erfahrungen mit DNA-Impfstoffen beim Menschen und gut etablierten Produktionsbedingungen – diese DNA wird üblicherweise in Bakterien hergestellt – sollte nach Einschätzung der Forscher die Überführung in die klinische Prüfung rasch erfolgen können.
Großer Schritt nach vorne
Ein wirksamer Impfstoff gegen RSV auf Basis von DNA wäre ein riesiger Schritt nach vorne. Bis dahin sind jedoch noch viele Schritte zu gehen und viele Prüfungen zu bestehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Impfstoffe zu den effektivsten und kostengünstigsten Strategien zur Bekämpfung und Kontrolle von Infektionskrankheiten. Hinsichtlich des Einflusses auf die Gesundheit der Menschen weltweit stehen Impfstoffe an zweiter Stelle nach der Versorgung mit sauberem Trinkwasser.