„Achtung hier ein Verkehrshinweis von NDR3. Auf der A 7 meldet die Polizei vor dem Elbtunnel sowohl in Richtung Süden als auch nach Norden einen Stau und zähfließenden Verkehr auf einer Länge von 20 Kilometern.“ Wer einmal in der Hauptreisezeit oder im allmorgendlichen Berufsverkehr versucht hat, das Nadelöhr Elbtunnel zu durchqueren, weiß wie mühsam das sein kann.
Bis zu 120.000 Fahrzeuge quälten sich bis Ende Oktober 2002 durch drei enge Röhren, die 1975 gebaut maximal für die Hälfte an Fahrzeugen ausgelegt waren. Seitdem hat sich vieles verändert in und um die Elbe-Metropole. Zwar gibt es noch immer den einen oder anderen Stau am Tunnel, der drohende Verkehrsinfarkt ist jedoch erst einmal abgewendet.
Zu verdanken haben das die Hamburger, Touristen und Berufspendler TRUDE (Tief Runter Unter Die Elbe), dem mit einem Schild-Durchmesser von 14,2 Metern bisher größten Tunnelbohrer der Welt.
In einem der vielleicht spektakulärsten Bau-Projekte in Deutschland hat sich TRUDE zwischen Oktober 1997 und März 2000 rund zweieinhalb Kilometer weit unter der Elbe hindurchgefressen und so die vierte Röhre des Elbtunnels erzeugt. Die Mega-TBM mit einem Gewicht von mehr als 2.000 Tonnen räumte dabei knapp 600.000 Kubikmeter Sand, Geröll und Stein aus dem Weg.
Das riesige Schneidrad von TRUDE war mit 111 Schälmessernund 31 Rollemmeißeln bestückt. Sie sorgten dafür, dass von Schlick über lehmhaltige Böden bis zu Weich- und Hartgestein alle Hindernisse im Untergrund überwunden werden konnten. Bereits vor Baubeginn war mit Hilfe von akustischen Reflexmessungen (Sonic Soft Ground Probing = SSP) das geologische Profil der geplanten Trasse unter der Elbe hindurch ermittelt worden. Sogar die Lage von Findlingen oder Störzonen war den Ingenieuren und Technikern bis ins Detail bekannt.
Ausgekleidet hat man die entstandene Röhre später mit Teilstücken aus Stahlbeton. Sie wurden unter Tage zu 20 Tonnen schweren Ringen, sogenannten Tübbingen zusammengefügt und in ein Mörtelbett verankert.
Um die vierte Röhre möglichst katastrophensicher zu machen, wurden nicht nur drei Fluchttunel in die benachbarte Weströhre angelegt, eine installierte Rauchabzugsanlage sorgt auch im Brandfall dafür, dass die bis zu 1.200 Grad heißen Gase umgehend entfernt werden können. Hitzebeständige Brandschutzplatten, Videoüberwachung rund um die Uhr, Standstreifen oder eine eigene Tunnelfeuerwehr ergänzen die Sicherheitsmaßnahmen im neuen Elbtunnel.
Wer in diesem Jahr trotz TRUDES Tunnel noch rund um die Hamburger Stadtteile Waltershof oder Othmarschen im Stau gesteckt hat, der kann auf die Zukunft hoffen: Bis Anfang 2004 sollen alle zurzeit noch laufenden Reparaturarbeiten an den alten Tunnelröhren abgeschlossen sein, sodass dann endlich alle vier Bypasse gleichzeitig die Automassen kanalisieren können…
Stand: 20.10.2003