In der sibirischen Tiefebene, über 3.500 Kilometer vom Campus Westend der Universität Frankfurt am Main entfernt, liegt das Forschungsziel des Projekts: Die rätselhaften Steppenstädte des Trans-Ural. Archöologen der Universität Frankfurt erforschen diese Fundstätten gemeinsam mit Ludmila N. Korjakova von der Russischen Akademie der Wissenschaften seit nunmehr drei Jahren, maßgeblich gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn.
Keine Schrift
Die befestigten Siedlungen entstanden während der mittleren Bronzezeit – etwa 2100 bis 1800 vor Christus. Wer ihre Erbauer waren, ist allerdings noch unbekannt. Forscher vermuten aber, dass sie zur Sintašta-Petrovka-Kultur gehörten. Diese bronzezeitliche Kultur kannte noch keine Schrift, Aufzeichnungen über ihr Leben und ihre Kultur gibt es daher nicht. Nur ihre Überreste, Siedlungen, Häuser und Alltagsggenstände, geben daher Auskunft über die Lebensweise dieser frühen Steppenbewohner.
Die Rahmenbedingungen bei den Ausgrabungen sind für die Archäologen alles andere als einfach: Untergebracht in einem Zeltlager und den Kapriolen des mitunter sehr launenhaften Wetters in der Steppe ausgeliefert, arbeiten sie Seite an Seite mit russischen wie deutschen Archäobotanikern, Bodenkundlern oder Vermessungsspezialisten. Im Projekt untersuchen sie in erster Linie das Verhältnis dieser frühen Bewohner mit ihrer Umwelt in den Weiten der Eurasischen Steppe. Denn daraus zeigt sich, welchen Einfluss diese Menschen auf die Landschaft und die gesellschaftliche Entwicklung dieses bemerkenswerten Kulturraumes an der topografischen Schnittstelle zwischen Ost und West hatten. Allein die in der ersten Projektphase erzielten Ergebnisse könnten bereits die bisherigen Vorstellungen über die Vorgeschichte in diesem Teil Russlands maßgeblich verändern.
Rüdiger Krause, Jochen Fornasier /Forschung Frankfurt
Stand: 18.05.2012