Um den Verkehrsfluss im Ruhrgebiet besser steuern zu können, wurde von der Landesregierung die zur „Projekt Ruhr GmbH“ gehörende Verkehrsmanagementzentrale „Ruhrpilot“ gegründet. Der „Ruhrpilot“ ist ein regionales, städteübergreifendes Projekt, das an der Schnittstelle zwischen kommunalen Leitzentralen und dem Verkehrsinformationssystem des Landes NRW ansetzt. Motorisierter Individualverkehr, ÖPNV, Nah- und Fernverkehr sollen so optimal aufeinander abgestimmt und gelenkt werden.
Darf man dem „Ruhrpiloten“ Glauben schenken, tippen die geplagten Verkehrsteilnehmer abends das gewünschte Reiseziel in ihren Digitalradiowecker, legen sich beruhigt schlafen, um schließlich zu einer Uhrzeit aufgeweckt zu werden, die der aktuellen Verkehrssituation entspricht.
Was so vielversprechend klingt, funktioniert so:
Eine ruhrgebietsweite Mobilitätszentrale sammelt pausenlos Daten über Verkehrsdichten und -zeiten, Baustellen, Unfälle, Witterungsbedingungen, Veranstaltungen, Zugverspätungen oder Gleisänderungen. Anhand der Daten werden Belastungsprofile erstellt, mit denen Verkehrsströme bedarfsgerecht gelenkt werden können.
Über Radio, Handy, Internet, Videotext, Infotafeln oder Call-Center erhalten die Verkehrsteilnehmer zeitnahe Auskunft über die Situation auf Straße und Schiene. Vorteil dieses Auskunftssystems ist die Kombination aller Verkehrssysteme. Neben den aktuellen Staumeldungen können Umleitungen, Alternativen im ÖPNV, Park & Ride Informationen, Veranstaltungen oder das Reisewetter abgefragt werden.
Der „Ruhrpilot“ befindet sich bereits in der Testphase. An der vielbefahrenen B224 in Essen wurden Mitte Januar 2002 drei Detektoren zur Verkehrsdatenerfassung installiert. Bis Ende 2002 werden auf den Hauptstrassen des Ruhrgebiets etwa 500 solcher Geräte, 2005 bereits 5000 angebracht sein. PKW, die mit Navigationssystemen ausgerüstet sind, sind gleichzeitig Teil des dynamischen Verkehrserfassungssystems. Über Satellit wird Position und Geschwindigkeit der PKW weitergeleitet und ein Abbild des Straßenverkehrs errechnet.
Das Detektorennetz ist mit den kommunalen Verkehrsrechnern verknüpft, die gesammelten Daten werden an einen zentralen Rechner der Verkehrsmanagementzentrale „Ruhrpilot“ weitergeleitet. Nicht nur die Verkehrsleitzentralen des Landes und der Kommunen, auch die Betriebsleitzentralen der Verkehrsunternehmen sind mit dem „Ruhrpilot“ vernetzt. In das „Integrierte Mobilitätsmanagementsystem“ sollen die Verkehrsbetriebe der Ruhrgebietsstädte, die Deutsche Bahn AG, die Betreibergesellschaft des Metrorapids und die Flughäfen Nordrhein-Westfalens eingebunden werden.
Neben Detektoren und satellitengestützer Navigation kann eine digitale Fahrscheinerfassung einen wichtigen Beitrag zur Verkehrslenkung im ÖPNV leisten. Ein elektronisches Fahrgastticket würde in allen Verkehrsträgern gelten und der Preis automatisch abgebucht werden. Die an die Mobilitätszentralen weitergeleiteten Daten geben so einen Überblick über den aktuellen Bedarf an Transportmitteln und die momentan verfügbaren Kapazitäten.
Die Prognosen der Mobilitätszentrale ermöglichen den Bewohnern des Ruhrgebiets theoretisch die Wahl des optimalen Verkehrsmittels und den optimalen Verkehrsweg. Ob die angebotenen Informationen wie vorgesehen genutzt werden, ist jedoch eine andere Frage.
Stand: 09.02.2002