Es war bestimmt kein einfaches Konzert, das Johann Sebastian Bach seinen Zuhörern mit der „Kunst der Fuge“ zumutete. Ähnlich irritierend wie ein abstraktes Gemälde gegenüber realistischen Darstellungen wirkt, mag diese neue Musik gewirkt haben, in der nicht der Inhalt, sondern vielmehr die Mathematik durch genau definierte Intervalle und geometrische Ordnungen im Vordergrund stand. Auch Pythagoras hatte bereits den Zusammenhang von Musik und Geometrie erkannt, als er eine Saite um genau die Hälfte verkürzte und auf diese Weise einen Ton erzeugte, der eine Oktave höher lag.
Musik bleibt nicht ohne Wirkung – bestimmte Musik lässt Pflanzen besser wachsen und regt die Milchproduktion bei Kühen an. Im Vergleich zu visuellen Eindrücken beeinflusst sie beim Menschen das vegetative Nervensystem stärker und spricht daher viel eher Emotionen und Erinnerungen an. Tatsächlich werden durch Musik jene Teile im Emotionssystem des Gehirns stimuliert, die auch von Sex oder einem guten Essen angeregt werden. Bestimmte Musik, die bei jedem Menschen verschieden ist, kann also Glücksgefühle auslösen und einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Während der evolutionäre Sinn eines angenehmen Gefühls bei der Nahrungsaufnahme oder der Fortpflanzung auf der Hand liegt, bleibt allerdings noch ungeklärt, welchen Vorteil das Hören von Musik bietet. Die Musiktherapie geht davon aus, dass bestimmte Musik dabei hilft, unterdrückte Emotionen freizusetzen und somit positiv auf das psychische Wohlbefinden wirken.
Auch wenn jeder einen anderen Musikgeschmack hat – einige Gemeinsamkeiten bei der Beurteilung der Ästhetik eines Tons gibt es doch. So wird zum Beispiel ein reiner Sinuston zunächst als schön, dann aber zunehmend als langweilig empfunden. In der Regel erzeugt sowieso kein Instrument einen reinen Sinuston ohne Oberschwingung. Sobald die Frequenzen dieser Obertöne ganzzahlige Vielfache der Grundtonfrequenz sind, wird der Ton als harmonisch, als schön empfunden. Ein Zweiklang gilt dann als schön, wenn das Verhältnis beider Frequenzen dem zweier nicht zu großer natürlicher Zahlen entspricht.