
Die Hindus glauben ein Bad im Ganges reinigt ihre Seele. Doch mit dieser Waschung setzen sie ihre Körper einer hochgradigen Verseuchung aus. Denn das Wasser des Ganges ist keineswegs rein. Im Gegenteil der heilige Strom zählt zu den sieben am stärksten gefährdeten Flüssen der Welt. Er schluckt täglich mehrere hundert Millionen Liter Abwässer, die zuvor nur selten Kläranlagen durchlaufen.
Die Verschmutzungsfaktoren sind genauso vielfältig wie das Leben am Fluss. So dient der Ganges den 400 Millionen Menschen, die in seinem Einflussbereich leben, als Badewanne, zum Wäschewaschen, als Müllkippe für den privaten Abfall und schließlich auch als Friedhof. Tausende von Leichen werden allein in Varanasi jedes Jahr verbrannt und die Überreste dem heiligen Fluss übergeben. Dass bei dieser Akkordarbeit ein großer Teil des Toten nicht gänzlich verbrannt wird, sondern noch als halbe Körper durch den Ganges treiben, stört die gläubigen Hindus nur wenig. Leprakranke, Kinder und Sadhus sind zudem von der Feuerbestattung ausgeschlossen und werden mit Steinen beschwert direkt im Fluss versenkt.

Zu all diesen Belastungen kommen die Industrieabwässer, die in den vergangenen Jahrzehnten ständig weiter zugenommen haben und ebenfalls direkt in die Flüsse gelangen. Besonders die am Mittellauf des Ganges weit verbreitete Leder- und Stofffärbe-Industrie leiten ihre Chemikalien in den Fluss, darunter krebserregendes Chrom.
Der Ganges ist somit hoffnungslos mit Abfall überfrachtet und notorisch sauerstoffarm. Dieser Mangel wirkt sich vor allem auf den Fischbestand im Fluss aus, der sich immer weiter reduziert. Viele Arten, wie zum Beispiel der Ganges-Delfin, sind vom Aussterben bedroht.