Handfesten Nutzen hat das System aber seit Jahren in der Medizin: Die Mustererkennung aus Garching unterstützt Hautärzte dabei, Melanome rechtzeitig zu erkennen. Bei Vorsorgeuntersuchungen nutzen die Ärzte heute meist ein Dermatoskop, ein Auflichtmikroskop mit zehnfacher Vergrößerung.

„Aber selbst mit dem Dermatoskop ist die Diagnose nicht ganz einfach – der Arzt braucht nach wie vor viel Erfahrung“, erklärt Wilhelm Stolz, Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin am Städtischen Klinikum München-Schwabing. „Das ist vor allem bei Ärzten ein Problem, die pro Jahr höchstens zehn bis 20 Patienten mit einem Melanom sehen.“ Zudem sei es nicht immer ganz eindeutig, ob ein Fleck auf der Haut bösartig oder gutartig ist. „Manche Patienten haben auch sehr viele Muttermale, die man nicht alle prophylaktisch entfernen kann“, so Stolz.
Computer erkennt Asymmetrien
Hier kann die Mustererkennung helfen, den Befund zu objektivieren und unnötige Eingriffe zu vermeiden. Gemeinsam mit dem Informatiker Wolfgang Abmayr von der Hochschule München und den Experten des Max-Planck-Instituts hat Stolz darum den DermoGenius entwickelt: Eine Videokamera nimmt Bilder der verdächtigen Hautpartien auf und sendet sie an einen Computer, der mithilfe der Mustererkennung Melanome identifizieren kann.
Wichtige Merkmale der bösartigen Wucherungen sind Asymmetrie, viele verschiedene Farben sowie viele unterschiedliche Strukturen. Sie werden vom Computer analysiert, der am Ende eine Diagnose abgibt und dabei eine Sensitivität von 95 Prozent erreicht. Ein weiterer Vorteil des DermoGenius ist, dass sich verdächtige Stellen im Zeitverlauf verfolgen lassen, weil alle Aufnahmen abgespeichert und miteinander verglichen werden können.