
Die Schiffe tauchten vor der kleinen Insel Lindisfarne auf, als kämen sie aus dem Nichts. Fremde Krieger drängten schwer bewaffnet durch die Dünung an Land. Die Horde plünderte das Kloster des heiligen Cuthbert, tötete alle Bewohner und setzte die Gebäude in Brand.
Die Kämpfer beluden ihre Schiffe mit Beute und verschwanden ebenso schnell, wie sie kurz zuvor an die Küste Nordostenglands gekommen waren, zurück ließen sie eine Stätte der Verwüstung: Wie mit einem Paukenschlag erschienen die Wikinger mit diesem Tag erstmals auf der europäischen Bühne. Die Chronisten verzeichnen den 8. Juni 793 als ein Datum, das die christliche Welt erschütterte.
Viel Beute, wenig Gegenwehr
Das brutale Ende der Mönche von Lindisfarne sollte kein Einzelfall bleiben. In den drei Jahrhunderten danach – der „Wikingerzeit“ – mussten die Bewohner der europäischen Küstenregionen mit der Gewissheit leben lernen, dass nichts und niemand vor den mordenden, plündernden und brandschatzenden Kriegern sicher war. Selbst große und befestigte Städte wie London, Köln, Paris, Cadiz und Pisa suchten die Wikinger heim. Doch überfielen sie bevorzugt kleinere Siedlungen und Klöster – Ziele, bei denen sie mit guter Beute und wenig Gegenwehr rechnen konnten.
Als Wikinger gelten heute meist alle Vorfahren der Skandinavier, obwohl zu jener Zeit – wie der Name wohl auch andeutet – nur „Seekrieger“ so genannt wurden. Das waren jene Nordmänner, die in ihren schnellen und extrem wendigen Drachenbooten auf Raubzug gingen.