Von den ägyptischen Pyramiden, den Türmen gotischer Kathedralen bis hin zu den Wolkenkratzern unserer Tage – in der Baukunst wollte der Mensch schon immer hoch hinaus. „Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel…“, heißt es schon in der Bibel über den Turmbau zu Babel. Er symbolisiert exemplarisch das Kulturen und Länder übergreifende Streben des Menschen nach dem immer Höheren, den Wunsch, neue Dimensionen zu erobern.
Der Turm oder das Hochhaus erregen aber auch schon aufgrund ihrer schieren Größe Aufmerksamkeit, wecken Staunen über solche „Wunderwerke der Baukunst“ und die technischen Leistungen der Erbauer. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes herausragend und werden oft zum Wahrzeichen ihrer Stadt: Das Profil zeichnet sich weithin sichtbar gegen den Himmel ab und prägt so die Silhouette ihres Standortes, macht eine Stadt wie New York selbst als Schattenriss noch identifizierbar.
11.September als Ende einer Ära der Unschuld
Doch spätestens seit dem 11. September 2001 haben Hochhäuser ihre Unschuld verloren: Ihr Anblick weckt nicht mehr nur Bewunderung und Faszination, sondern auch die Erinnerung an brennende Wolkenkratzer, Rauchwolken und den Einsturz der beiden Türme des World Trade Center. Der Anblick der klaffenden Lücke in der Skyline Manhattans verursacht nach wie vor Unwohlsein, weckt bei vielen das Gefühl der latenten Bedrohung. Selbst im Reich der Rekord-versessenen Hochhauskonstrukteure herrscht heute eine neue Nachdenklichkeit.
Im Vordergrund vieler Diskussionen und Überlegungen steht dabei die Sicherheit der Gebäudegiganten: Wie kann ein Hochhaus vor den Folgen eines solchen Einschlags geschützt werden? Hätte eine andere, eine bessere Konstruktion vielleicht den Einsturz der Twin Towers verhindern können? Waren die Baubestimmungen zu lax? Wurde aus Geldmangel an der Sicherheit gespart? Reichen die Notfallpläne aus?
Gleichzeitig jedoch mehren sich auch die Fragen nach dem generellen Sinn von Hochhausbauten: Lohnt sich angesichts der immensen Bau- und Unterhaltskosten und des zunehmenden Büroleerstands überhaupt noch die Investition? Sind Hochhäuser noch wirtschaftlich und damit zeitgemäß? Andererseits wiederum scheint die Faszination der Wolkenkratzer trotz der Ereignisse ungebrochen. Auch nach dem 11.September werden überall auf der Welt – und auch in New York City – nach wie vor Hochhäuser geplant, entworfen und gebaut…
Nadja Podbregar
Stand: 07.09.2011