Phänomene

Nach dem 11. September

Die unerwarteten Folgen des Terrors

Doch auch die Angst selbst kann zu einem Sicherheitsrisiko werden. Das illustrieren die unerwarteten Folgen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten – Folgen, die weit über die direkten Schäden dieser Anschläge hinausreichten. Diese Folgen erklären sich durch die Angst in den Köpfen der Menschen, geschürt durch die Anschläge. Und diese Folgen hätten sich vielleicht vermeiden lassen, wären die Ängste der Menschen besser verstanden und stärker berücksichtigt worden.

Unauslöschlich eingeprägt: Das Bild der brennenden Türme © NPS

Wohl jeder hat noch die schrecklichen Bilder vor Augen: die brennenden Zwillingstürme des World Trade Center, die durch Passagierflugzeuge zum Einsturz gebracht wurden. Diese Bilder haben sich regelrecht ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Etwa 3.000 Menschen verloren durch diese Anschläge ihr Leben, darunter die 256 Passagiere der entführten Flugzeuge. Der Sachschaden ging in die Milliarden. Seitdem sei in der Welt nichts mehr, wie es war, hörte man in Folge dieser Anschläge immer wieder.

Und in der Tat hat sich die Welt verändert: Das Gefühl der Verwundbarkeit führte zum so genannten Krieg gegen den Terror. Dabei konzentrierte sich die Bush-Regierung auf die direkten Schäden des 11. September. Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt, um das Versagen der Geheimdienste aufzudecken und notwendige Sicherheitsvorkehrungen zu entwickeln, die solche Anschläge zukünftig verhindern sollen. Neue Gesetze wurden erlassen, Kontrollen verschärft; auch in Europa wird jedermann spätestens am Flughafen bewusst, dass sich etwas verändert hat.

Terroranschläge verursachen jedoch auch indirekte Schäden. Über sie haben die Terroristen keine Kontrolle. Sie entstehen durch die Gedanken und Verhaltensweisen der Menschen als Reaktion auf solche Anschläge. Im Fall des 11. September 2001 führten sie vor allem zu schweren Verlusten der Luftfahrt- und Tourismusindustrie: So gab es selbst drei Jahre später noch sieben Prozent weniger Inlandsflüge als davor, schätzungsweise sind bis zu 1,6 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen, die meisten davon in der Tourismusbranche.

Solche indirekten Schäden sind nun natürlich keineswegs zwangsläufig. Ihre Ursachen sind psychologischer Natur und könnten prinzipiell verhindert werden. Doch dazu gilt es zu verstehen, dass sich Terroranschläge nicht nur gegen den Körper richten, sondern auch gegen den Geist.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. weiter


Stand: 14.09.2007

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die Angst nach dem Terror
Wie gehen wir mit Bedrohungen um?

Die Illusion der Gewissheit
Warum wir schlecht mit Unwägbarkeiten leben können

Die unlogische Angst
Das Beispiel BSE

Nach dem 11. September
Die unerwarteten Folgen des Terrors

„Dread risks“
Unwahrscheinlich, aber verheerend

Böse Falle Vermeidungsverhalten
Die indirekten Folgen des Terroranschlags

1.600 unnötige Opfer
War das Vermeidungsverhalten typisch amerikanisch?

Terror in den Köpfen
Informierter Umgang mit Risiken entscheidend

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Affen knobeln besser
Erst soziale Fähigkeiten machen uns überlegen

Gene schuld an Sucht
Erbgutvariationen beeinflussen Belohnungsintensität und damit das Suchtrisiko

Blockiertes Sinnesorgan macht Mäuseweibchen zu „Mackern“
Männliche Verhaltensstrukturen auch im weiblichen Gehirn angelegt

Berührungen schützen Frauen vor Stress
Verbale Unterstützung alleine hilft dagegen kaum

„Charakter-Gen" macht Meisen neugierig
Zusammenhang zwischen Genvariante und Erkundungsverhalten nachgewiesen

Dossiers zum Thema