„Am Anfang war das Feuer“ – Schon seit ewigen Zeiten nutzt der Mensch Biomasse um daraus Farbstoffe und Textilfasern zu gewinnen oder Wärme zu erzeugen. Nachdem Biomasse als Energielieferant aufgrund des Siegeszugs der fossilen Brennstoffe jahrzehntelang fast völlig außer Mode geraten war, kündigt sich jetzt eine Renaissance dieses natürlichen Rohstoffes an. Aber welche Vorteile besitzen Gülle, Holz oder Stroh im Vergleich zu Kohle, Erdöl oder Erdgas? Warum werden sie als umweltfreundliche, klimaschonende Energie gepriesen?
Es gibt einige Gründe, die dafür sprechen, in Zukunft tatsächlich mehr auf Biomasse als Energielieferant zu setzen. So ist Biomasse anders als die fossilen Brennstoffe CO2-neutral. Das heißt, dass bei der Verbrennung solcher Energieträger nur so viel Kohlendioxid frei wird, wie die Pflanze im Laufe ihres Wachstum aufgenommen hat. Diese Menge C02 würde zudem genauso in die Atmosphäre abgegeben, wenn die Biomasse auf natürlichem Wege in der Natur verrottet und durch Mikroorganismen zersetzt würde.
Die Vorteile einer verstärkten Biomassenutzung für Mensch, Natur und Umwelt scheinen offensichtlich. Schon im Jahr 2001 konnten durch die Erzeugung von Strom aus Biomasse mehr als zwei Millionen Tonnen Emissionen an CO2-Äquivalenten eingespart werden, die sonst bei der Verbrennung von fossilen Rohstoffen entstanden wären. Aus der Wärmeproduktion über Biomasse von 53.830 Gigawattstunden kommen noch einmal knapp 13 Millionen Tonnen vermiedene Emissionen hinzu. Diese Treibhausgase werden aber maßgeblich für den anthropogen verursachten Treibhauseffekt und den prognostizierten Klimawandel verantwortlich gemacht. Der Einsatz von Biomasse bei der Energieproduktion leistet demnach einen wichtigen Beitrag, um die Klimaschutzziele Deutschlands, die sich aus dem Kyoto-Vertrag ergeben, zu erreichen.
Ein weiterer Vorteil der Bioenergieträger ist, dass sie vom „Tischlein-Deck-Dich“ der Natur in regelmäßigen Abständen immer wieder ergänzt werden. So lange die Biomasse deshalb nur in sinnvollem Umfang eingesetzt wird, ist heute und in ferner Zukunft immer genügend Substrat für eine nachhaltige Energieerzeugung vorhanden. Energieexperten haben ausgerechnet, dass die heute anfallenden Reste aus der Land- und Forstwirtschaft – Pflanzenabfälle, Stroh oder Bruchholz aus dem Wald – ausreichen würden, der Anteil der Biomasse an der Primärenergieproduktion von jetzt einem Prozent auf knapp fünf Prozent zu erhöhen. Ein Teil dieser Rückstände wird im Moment gar nicht genutzt und landet auf Deponien.
Anders als Wind- oder Wasserkraft ist Biomasse zudem als Energieliefeant unabhängig von Wettereinflüssen. Mithilfe der Photosynthese fangen Bäume und Pflanzen Jahr für Jahr aufs Neue die Kraft der Sonnenstrahlen ein und werden so zu einem Energiespeicher, der jederzeit im Dienste des Menschen zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden kann.
Verbrennungs-, Vergasungs- und Vergärungsanlagen, Dampf- und Gasturbinen, aber auch neue Verfahren wie die Brennstoffzellentechnik: So unterschiedlich wie die land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnisse, die die Biomasse ausmachen, sind auch die Anlagen- und Kraftwerkskonzepte, um die Energie, die in diesen nachwachsenden Rohstoffen schlummern anzuzapfen.
Moderne Abgasfilter und eine gestufte Verbrennung fast ohne Rückstände sorgen dafür, dass der Anteil von Schadstoffen wie Chlor, Dioxinen oder Schwefeloxiden in der Abluft heute anders als bei Omas Holzofen äußerst gering ist. Das meiste, was aus den Schonsteinen der Kraftwerke kommt, ist reiner Wasserdampf. Insbesondere bei der Verwendung von Hölzern, die mit Farbstoffen oder Holzschutzmitteln behandelt sind, sollen die Vorgaben der Biomasseverordnung aus dem Jahr 2001 bei der Abgasreinigung für eine ausreichende Sicherheit von Mensch, Natur und Umwelt sorgen.
Stand: 22.10.2002