Unser Schlaf ist anfällig für Störungen. Schon eine Nacht an einem fremden Ort kann den Erholungswert der nächtlichen Ruhepause deutlich minimieren. Den Effekt kennt fast jeder: Ist man im Hotel oder irgendwo zu Besuch, dann schläft man in der ersten Nacht oft schlechter als in den darauffolgenden Nächten.
Der Grund: Das Gehirn schaltet in solchen Situationen nicht so vollständig ab wie normalerweise üblich. Stattdessen bleibt das sogenannte Default Mode Netzwerk in der linken Hemisphäre während des Tiefschlafs wacher als sonst – womöglich, um uns in dieser besonders wehrlosen Phase des Schlafs vor möglichen Gefahren der ungewohnten Umgebung zu schützen.
Innere Uhr aus dem Takt
Doch das ist nicht der einzige potenzielle „Schlafkiller“. In unserer modernen Gesellschaft lauern viele weitere Störenfriede der Nacht. Stress und organische Beschwerden können uns ebenso den Schlaf rauben wie ständiger Verkehrslärm, schlechte Luft und die durch den Klimawandel vielerorts steigenden Nachttemperaturen. Auch der Genuss von Kaffee, Alkohol und Zigaretten stört den Schlaf.
Ein weiteres Problem: Unsere Lebensweise steht dem natürlichen Takt der inneren Uhr oft entgegen und bringt ihn durcheinander. So führt der hierzulande übliche frühe Schulbeginn etwa dazu, dass Jugendliche aufstehen müssen, wenn ihr interner Taktgeber eigentlich noch auf Schlafmodus steht. Noch drastischer ist der Effekt bei Arbeitern im Schichtdienst.
Ebenfalls ein wirkungsvoller Schlafräuber ist die allabendliche Beschäftigung mit Tablet, Laptop und Handy. Denn der Blaulichtanteil ihrer LED-Displays wirkt auf den Körper wie Tageslicht: Er unterdrückt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin.
Müde und fehleranfällig
All diese Faktoren können dazu führen, dass wir zu wenig erholsamen Schlaf bekommen. Die Folgen spüren wir schnell: Wir fühlen uns abgeschlagen und sind ungewöhnlich leicht reizbar. Wir können uns kaum konzentrieren, machen vermehrt Fehler und treffen schlechtere Entscheidungen.
„Unter Schläfrigkeit sind rationale Entscheidungsprozesse eingeschränkt“, erklärt der Schlafmediziner Hans-Günter Weeß vom Pfalzklinikum Klingenmünster in der Fachzeitschrift „Das Schlafmagazin“. „Man ist risikofreudiger und auch ethisch-moralische Grundsätze werden bei Übermüdung vernachlässigt.“ Schon eine schlaflose Nacht kann zudem sogar Erinnerungen verfälschen und Hirnzellen zerstören, weil dem Gehirn die wichtige nächtliche Aufräum-Phase fehlt.
Krank durch Übernächtigung
Doch nicht nur die kognitiven Fähigkeiten leiden unter Schlafstörungen und Schlaflosigkeit. Sind wir chronisch übermüdet, steigt auch das Risiko, fettleibig oder zuckerkrank zu werden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekommen. Womöglich könnte ständiger Schlafmangel sogar das Krebsrisiko erhöhen, darauf deuten zumindest einige Untersuchungen hin. Und auch die Psyche trägt Schaden davon. So können Schlafstörungen depressiv machen und Angststörungen hervorrufen.
Daniela Albat
Stand: 08.09.2017