Eine Erfolgsgeschichte direkter Aktionen ist der Kampf gegen Walfang Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre. Besonders Greenpeace sorgte mit der „Rettet die Wale“-Kampagne für Aufmerksamkeit für die bedrohte Lage der Wale. Unermüdlich protestierten die Umweltschützer gegen die Jagd auf die nahezu ausgerotteten Meeressäuger. Dazu gehörten auch direkte Aktionen wie die Blockade von Schiffen oder das Kreuzen mit Schlauchbooten in der Fahrt- und Schusslinie der Harpunenschiffe.
Moratorium gegen den Walfang
Mit Erfolg: Ein Moratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) beendete im Jahr 1982 den kommerziellen Walfang. Allerdings unterzeichneten nicht alle Walfangnationen dieses Moratorium – Norwegen, Island und Russland jagen auch heute noch Wale. Deswegen gingen dem ehemaligen Greenpeace-Mitglied Paul Watson die friedlichen Methoden nicht weit genug.
Bereits im Jahr 1977 gründete Watson die „Sea Shepherd Conservation Society“. Und prompt taucht Sea Shepherd auch in den Berichten des FBI auf: Bereits die frühen Aktionen der Organisation gegen Ende der 1970er Jahre zählen diese rückblickend zu den Anfängen des Ökoterrorismus, auch wenn diese Bezeichnung damals noch niemand verwendete.
Rammen und versenken
Watson führte den Kampf gegen die Walfänger mit rücksichtslosen Mitteln. Andere Schiffe zu rammen und abzudrängen, gehört bei Sea Shepherd zu den Standardmethoden. Im Hafen von Reykjavik versenkten Mitglieder von Sea Shepherd im Jahr 1986 zwei isländische Walfangschiffe. Beteiligt an dieser Aktion war auch ELF-Sprecher Rod Coronado, der sich bereits damals Terrorismusvorwürfe anhören musste. Er bezeichnete dagegen den Walfang selbst als Terrorismus.
Nach Watsons eigenen Angaben ist seine Organisation insgesamt für zehn gesunkene Walfänger verantwortlich. Den Bug der ersten Schiffe in der Flotte von Sea Shepherd zierten noch symbolische Flaggen für jeden versenkten oder gerammten Walfänger. Die heute bereits aus fünf Schiffen und mehreren kleinen Booten bestehende Flotte bezeichnen Mitglieder von Sea Shepherd auch als „Neptuns Navy“. Diese Flotte kämpft nicht nur für Wale, sondern sieht sich als dem Schutz aller Meeresbewohner verpflichtet, seien es Robbenjunge in Kanada, Meeresschildkröten ins Costa Rica oder Haie in Australien.
„Zu wissenschaftlichen Zwecken“
In den letzten gut zehn Jahren waren es aber besonders die Operationen in der Antarktis, die Sea Shepherd öffentliche Aufmerksamkeit garantierten. Seit 2002 ist das Südpolarmeer jährlich Schauplatz einer radikalen Mischung aus Versteck- und Fangenspiel – denn trotz des Walfangverbots durch die IWC ist der Kampf noch nicht gewonnen.
Das japanische „Institut für Wal-Forschung“ (Institute for Cetacean Research, ICR) nutzt ein juristisches Schlupfloch im Moratorium und jagt Wale „zu wissenschaftlichen Zwecken“. Angeblich will das ICR damit den Bestand der Wale überwachen und feststellen, wann kommerzielle Waljagd wieder möglich sein könnte.
Ansgar Kretschmer
Stand: 31.10.2014