Erklärungsversuche für das „Phänomen Nessie“ gab und gibt es noch immer fast genauso viele, wie es Nessie-Forscher gibt. Und mit ihrer mehr als 70 Jahren Beobachtungsgeschichte können Nessie und der Loch Ness sicher den Titel als das berühmteste und meistbeobachtete Phänomen und gleichzeitig als das Ziel der meisten wissenschaftlichen Expeditionen unter allen kryptozoologischen Fabeltieren beanspruchen.
Doch wirkliche Indizien für Nessies Existenz gibt es auch nach dieser Zeit nach wie vor nicht. Im Gegenteil: In der Gesamtheit betrachtet glänzt die Suche nach dem potenziellen Bewohner des Loch Ness vor allem durch Nicht-Erfolge: Es gibt keine wirklich überzeugenden Fotos, weder Über- noch Unterwasser, keine eindeutigen Sonarkontakte und schon gar keine Funde von Skeletten oder wenigstens Skelettteilen eines nessieähnlichen Wesens. Auch alle Versuche, Nessie mit gewaltigen Netzen oder Ködern in die Falle zu locken – zuletzt erst im Jahr 2001 – schlugen jämmerlich fehl.
Es scheint, als müssten auch die hartnäckigsten Nessiefans sich langsam an den Gedanken gewöhnen, dass der Star des schottischen Sees vielleicht doch mehr ins Reich der Fantasie als in die Realität gehört. Die meisten vermeintlichen Sichtungen lassen sich, darin sind sich viele Wissenschaftler einig, ohne Probleme durch physikalische Phänomene wie Luftspiegelungen, ungewöhliche Wellenformationen oder Treibgut erklären. Und auch die „verdächtigen“ Sonarkontakte haben sich bis auf wenige Ausnahmen durch Turbulenzen in der Wasserschichtung des Sees oder Signalüberlagwerungen herausgestellt.
Und wenn es doch wider Erwarten ein unbekanntes großes Wesen im See geben sollte, halten inzwischen selbst ehemalige Nessie-Gläubige einen übrig gebliebenen Wassersaurier nicht mehr für den aussichtsreichsten Kandiaten. Möglicherweise verbringt ja tatsächlich ab und zu ein ungewöhnlich großer Stör seine „Sommerferien“ im See, um dann nach einiger Zeit wieder ins Meer zurückzukehren. Eindeutige Hinweise für oder wider gibt es aber – natürlich – auch hier nicht.
Doch wahre Nessiefans lassen sich auch von der eher entmutigenden Erforschungsgeschichte nicht abschrecken. Für sie hütet der Loch Ness nach wie vor sein Geheimnis – und einen eindeutigen Gegenbeweis gibt es ja schließlich auch nicht. Zumindest für die unzähligen Touristen, Nessiesucher und Kryptozoologieanhänger heißt die Devise nach wie vor: Nessie lebt.
Stand: 03.06.2005