Anthropogeographie

Netzwerke, Linien und Tupfen

Die globale Vielfalt der Siedlungsmuster

Minneapolis – umgeben von einem Flechtwerk aus einzelnen Tupfen, die die weit auseinanderliegenden Farmhäuser abbilden. Delhi – eine Stadt, die wie eine Nervenzelle ihre Verbindungen zu riesigen Satellitenstädten aufgebaut hat. Paris – großstädtisch im scharf umrissenen Zentrum und umgeben von einem klar abgegrenzten, ländlich besiedelten Gebiet mit Haufen- und Reihendörfern.

Siedlungsmuster von Kairo im Satellitenbild und im Global Urban Footprint. © DLR/ Esch

Ausdruck der Geschichte

Viele Städte zeigen ihre ganz eigenen Charakterzüge, wenn sie aus dem Weltall betrachtet werden. So wachsen rund um Kairo die Dörfer immer weiter in das fruchtbare Nil-Delta und den Flusslauf entlang, während die umgebenden Wüstenlandschaften unbesiedelt und leer bleiben. Und Brüssel ist von linienförmigen Straßendörfern umgeben, die sich wie ein Netz um die Verkehrsadern legen. Einige Städte und Siedlungen folgen der Infrastruktur, andere sind der Anlass für deren Entstehung. Manche Städte werden von der Natur begrenzt, manche breiten sich ungehemmt und ohne Hindernisse aus.

Oftmals spiegeln die Siedlungsmuster und -formen die Kulturgeschichte eines Landes wider, so zum Beispiel in den weitläufigen Gebieten der USA, in denen Farmer große quadratisch zugeschnittene Ländereien erwerben konnten – und ihre Farmhäuser weit voneinander entfernt errichteten. Siedlungen sind auch ein Spiegelbild der Landschaft und der Gesellschaft. Oft sind sie vor mehreren Jahrhunderten an naturräumlich oder geopolitisch günstigen Lagen entstanden – in fruchtbaren Ebenen, an Kreuzungspunkten wichtiger Verkehrsadern oder entlang von Küsten und Flüssen.

Siedlungsmuster unterscheiden sich weltweit - sie spiegeln die jeweilige Kulturgeschichte wider. © DLR / CC-by-sa 3.0

..und aktueller Trends

Teils haben sich Siedlungen zu blühenden Wirtschaftsstandorten entwickelt, die in jede bebaubare Nische wachsen und Satellitenstädte entstehen lassen. Oder es haben sich ländlich geprägte Strukturen herausgebildet: ein Netz von Weilern entlang von Reisfeldern und Wasserkanälen in China, ein Muster von Dörfern inmitten von Rodungsinseln in Süddeutschland oder die regelmäßige Abfolge von Gehöften industriell geprägter Landwirtschaft in den USA.

So lassen sich aus den Siedlungsmustern und Besiedelungsstrukturen nicht nur einzigartige und spannende Einblicke in die Ursprünge und kulturhistorische Entwicklung von Siedlungen und Kulturlandschaften gewinnen. Die Muster zeigen auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen der jüngsten Zeit auf.

Vielerorts sind innerhalb weniger Jahrzehnte hochverdichtete Stadtlandschaften gewachsen. Unter ihnen zahlreiche Megacities mit über zehn Millionen Einwohnern und Megaregionen mit mehreren hundert Kilometern Ausdehnung. In diesen Megaregionen verschmelzen zahlreiche Ballungszentren miteinander, wie in Tokio-Yokohama mit über 37 Millionen Einwohnern oder auf dem BosWash-Gürtel, einem Städteband mit rund 45 Millionen Einwohnern, bestehend aus Boston, New York City, Philadelphia, Baltimore und Washington D.C.

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Dr. Thomas Esch / DLR-Magazin
Stand: 29.05.2015

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Radarblick auf die Stadt
Der Global Urban Footprint zeigt die Signatur des Menschen

Zukunft Stadt
Satelliten helfen bei der Erforschung der Urbanisierung

Der Global Urban Footprint
Radardaten enthüllen die Zersiedelung

Netzwerke, Linien und Tupfen
Die globale Vielfalt der Siedlungsmuster

Urbanisierung konkret
Exakte Daten und neue Auswertemethoden

Diaschauen zum Thema

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