Wenn es um das Wohnen geht, sind neben der Energieeffizienz auch die Kosten wichtig: Wohnen muss erschwinglich sein. Um das zu erreichen, setzt der Holzbauingenieur Michael Flach von der Uni Innsbruck auf Holz – eine günstige Möglichkeit, effizient zu bauen. „Tirol hat weltweit die höchste Dichte an Passivhäusern. Für eine langfristige Lösung sind aber weitere Maßnahmen notwendig“, betont Flach. „Gerade bei sozial schwächeren Gesellschaftsschichten, die in schlecht gedämmten Wohnungen leben, ergeben sich die Wohnkosten stark aus den Betriebskosten“, so Flach weiter.
Höher hinaus – auch bei Holzbauten
Eine weitere Maßnahme für leistbaren Wohnraum sieht der Ingenieur in der Verdichtung von Wohnraum und damit im Bauen in die Höhe. Dazu entwickelt sein Team innovative Bauweisen, die dem mehrgeschossigen Holzbau neue Dimensionen verleihen. So hat sein Mitarbeiter Roland Maderebner einen Systemverbinder mit dem Namen SPIDER konzipiert, der punktgestützte Flachdecken aus Holz an Stützen anschließt und so flexible Grundrisse mit unerreicht schlanken Decken ermöglicht. Wie hoch der Holzbau derzeit in den Himmel wächst, sieht man an dem 84 Meter hohen Holzhochhaus HoHo, das mit insgesamt 24 Stockwerken in der Seestadt Aspern bei Wien errichtet wird.
Trotz dieser Rekordleistungen sieht Michael Flach den wesentlichen Beitrag des Holzbaus für eine nachhaltige Stadtentwicklung im Bereich von Drei- bis Sechsgeschossern, die der Lebensqualität eines Einfamilienhauses näherkommen. Im Rahmen des von ihm initiierten Forschungsprojekts INTENSYS, für nachhaltige und leistbare Wohnformen der Zukunft, wurde an ganzheitlichen Konzepten gearbeitet, die durch kollektive Nutzung noch weniger Energie verbrauchen und dabei das Zusammenleben in der Gemeinschaft fördern.
Französisches Vorbildprojekt
Wie Gebäude und Wohnformen der Zukunft aussehen können, untersucht Michael Flach mit seinen Kollegen derzeit in Frankreich. Ausgehend von dem Umbau eines Supermarkts entstand eine Baukooperative, die neben dem Bio-Laden auch ein Bio-Restaurant, ein Yogazentrum, ein Theater, ein Ingenieurbüro für ökologisches Bauen, eine Kinderkrippe und diverse Büros und Sozialwohnungen vorsieht.
Dafür soll ein siebengeschossiger strohgedämmter Holzbau entstehen, der hinsichtlich Energieversorgung aus dem eigenen Wasserstoffgenerator, eigener Abwasseraufbereitung über hausinterne Fisch- und Gartenteiche und einem unabhängigen Datenverarbeitungszentrum völlig autark sein soll. Neben dem emissionsfreien Wagenpark bietet das „Energie plus“-Gebäude hauseigenen Salat-, Gemüse- und Obstanbau an. Der Spatenstich für das 18 Millionen Euro schwere Gebäude soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Universität Innsbruck
Stand: 20.04.2018