Zu Maß aller Dinge für Goldsucher entlang des Rheins hat sich in den letzten zehn Jahren der Vorderrhein zwischen Bodensee und St. Gotthard entwickelt. Vor allem die Region nahe der Rheinquelle um Disentis macht immer wieder mit spektakulären Goldfunden von sich reden.
Hier, eingekeilt zwischen den bis zu 3.600 Meter hoch in den Himmel aufragenden Glarner Alpen und dem fast genauso hohen Adula-Massiv scheint das Flussbett vor Goldnuggets nur so zu wimmeln. Dort hat auch beispielsweise der Schweizer Digger August Brändle in der Lukmanierschlucht am 14. Juni August 1996 seinen berühmten „Desertina Nugget“ (von Desertina = abgelegenes Gebiet) entdeckt.
Riesennuggets auf der Spur
Schon seit Tagen hatte er an einer besonders vielversprechenden Stelle im Wasser nach Gold gesucht. Eine von Baumstämmen ausgelöste natürliche Flussumleitung und das daraus resultierende Niedrigwasser spielten ihm dabei in die Karten. An einer normalerweise nicht zugänglichen Stelle fand er deshalb schon an den ersten Tagen vier Gramm Gold, darunter ein Nugget von allein fast zwei Gramm.
Der nächste Tag schließlich war noch ergiebiger. Fast zwei Meter unter Wasser fielen ihm nach mühsamer Arbeit im Flussbett mehrere Goldkörnchen in die Hände. Schließlich – er traute seinen Augen kaum – stieß er am Grund des Vorderrheins auf einen Riesen-Goldnugget mit einem Durchmesser von knapp drei Zentimetern und einem Gewicht von sagenhaften 48,7 Gramm. Rekord!
Doch dieser Fund blieb kein Einzelfall. Nur knapp ein Jahr später pulverisierte Peter Bölsterli aus Winterthur geradezu Brändles Bestleistung. 123,1 Gramm – bei einer Länge von mehr als sechs Zentimetern – wog der von ihm in der Surselva, dem Vorderrheintal entdeckte „Ara Fontanivas Nugget“.
Spätestens seit diesen und anderen spektakulären Digger-Erfolgen gilt die Region um Disentis als goldreichste Stelle in der Schweiz.
Betrug oder Wirklicheit?
So viel Glück konnte nicht ohne Neider bleiben. Gold im Rhein o.k. Aber solche Makro-Nuggets? Das schien vielen Kritikern doch ungewöhnlich und damit verdächtig. Was wäre, wenn die beiden Digger das Gold gar nicht im Rhein gefunden, sondern von anderswo importiert hätten? Vielleicht wollten sie sich damit nur ins Gespräch bringen und Werbung für die Region und speziell ihre eigenen Tourismusgeschäfte machen?
Schweizer Wissenschaftler gingen der Sache auf den Grund. Sie führten eine chemische Untersuchung der beiden Goldnuggets durch und fahndeten auch mit dem Mikroskop auf der Oberfläche nach kleinsten Mineralablagerungen.
Entscheidendes Kriterium für die Tester war der Silberanteil der Goldnuggets. Während dieser beispielsweise in Baden etwa normalerweise vier bis fünf Prozent beträgt, liegt er im schweizerischen Vorderrheingebiet ungleich höher – bei etwa einem Fünftel. Die Nuggets der beiden Schweizer Goldwäscher nahmen diese Hürde mühelos. Mit jeweils um die 20 Prozent lag sie mitten im Normalbereich. Da die Untersuchungen auch sonst keine für diese Region untypischen Eigenschaften zeigten, scheint die Echtheit des Edelmetalls nunmehr endgültig bewiesen und der Ruf der Goldwäscher gerettet…
Stand: 29.04.2005