Ob die Filmfigur Hannibal Lecter, der Serienkiller Ted Bundy oder der Sektenführer Charles Manson: Solche skrupellosen, grausamen und gleichzeitig kaltblütigen Mörder gelten als der Prototyp des Psychopathen. Doch was genau macht einen Psychopathen aus? Und ist ein Psychopath automatisch gewalttätig?

Manipulativ, gefühlskalt und gewissenlos
Psychopathie gilt – ebenso wie die eng verwandte Soziopathie – als schwere Form der sogenannten dissozialen Persönlichkeitsstörungen. Laut offizieller Definition sind dies Störungen, die „durch eine Missachtung sozialer Verpflichtungen und herzloses Unbeteiligtsein an Gefühlen für andere gekennzeichnet sind.“
Was genau einen Psychopathen auszeichnet, hat der kanadische Psychologe Robert Hare vor rund 40 Jahren erstmals näher untersucht in einer noch heute gültigen „Checkliste“ (PCL-R) zusammengefasst. Demnach fühlen sich Menschen mit psychopathischen Zügen anderen überlegen und halten sich nicht an soziale und moralische Normen. Sie empfinden kaum Empathie oder tiefgreifende Emotionen und leiden nicht unter Reue oder Gewissensbissen.
Gleichzeitig jedoch sind Psychopathen oft geschickte Manipulateure der Gefühle anderer. Sie sind häufig durchaus charmant, charismatisch und geschickt darin, andere für ihre Zwecke auszunutzen. Nach Hare gehört auch das pathologische Lügen zu diesen Kernmerkmalen – der primären Dimension – einer psychopathischen Persönlichkeit. Interessanterweise scheinen selbst psychopathische Gefängnisinsassen von ihrer Fähigkeit zur Manipulation und zum „Blenden“ anderer zu profitieren. Denn einer Studie zufolge werden sie dreimal häufiger vorzeitig entlassen als ihre nicht psychopathischen Mithäftlinge.