Seveso, Bhopal, Baia Mare und Kolontár: Vier Städte, vier Chemieunfälle, vier humanitäre und ökologische Desaster. Und jedes Mal gab es nicht nur eine einzige, simple Ursache. Vielmehr führte ein Zusammentreffen von vielen verschiedenen Faktoren am Ende zur Katastrophe. Die wichtigsten davon: Veraltete Anlagen, zu niedrige Sicherheitsstandards, mangelnde Umweltauflagen in den Ländern, Fahrlässigkeit bei den Anlagenbetreibern, oberflächliche Kontrollen durch die Behörden, fehlende Katastrophenpläne.
Helfen internationale Vereinbarungen?
Viele dieser Mängel lassen sich grundsätzlich durch internationale Vereinbarungen beseitigen oder wenigstens zum Teil in den Griff bekommen. Das haben nicht zuletzt die verschiedenen Seveso-Richtlinien oder die Basler Konvention zumindest ansatzweise gezeigt. Doch für wirklichen Schutz sind vor allem Europa- oder besser weltweit einheitliche Vorgaben nötig und die gibt es bisher meist nicht. Doch selbst wenn: deren Einhaltung müsste mit großem finanziellen, technischen und personellen Aufwand auch überwacht werden.
Das mag in den meisten Industrieländern möglich sein, aber in vielen weniger entwickelten oder armen Nationen fehlen dafür schlicht und einfach das Geld und das Know-how. Zudem gibt es immer wieder Staaten, die sich aus politischem Kalkül oder wegen der Hoffnung auf wirtschaftliche Vorteile weigern, wichtigen internationalen Übereinkommen beizutreten. So hat beispielsweise die USA die Basler Konvention zur „Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung (mit Anlagen)“ bis heute nicht ratifiziert…
Ein Fazit
Klar ist deshalb: Gefährliche Chemieunfälle wird es nicht zuletzt aufgrund technischer Defekte oder durch menschliches Versagen vermutlich auch in Zukunft geben. Politiker, Industrie und Umweltschützer sind deshalb gefragt, drohende Gefahren frühzeitig zu erkennen und – im Katastrophenfall – die Folgen für Mensch und Natur so gering wie möglich zu halten. Ob sie dies in jedem Fall auch tun werden, scheint nach den bisherigen Erfahrungen jedoch mehr als fraglich.
Dieter Lohmann
Stand: 12.11.2010