Mayke Wagner, Sinologin und Archäologin, leitet die Außenstelle des Deutschen Archäologischen Instituts in Peking. Von dort aus reist sie zusammen mit ihren Kollegen von der Chinesischen Akademie für Kulturerbe in das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang im äußersten Westen Chinas, das mit 1,6 Millionen Quadratkilometern ungefähr so groß ist wie Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen.
Alte Verbindungen bis nach Europa
Was auf den ersten Blick ein weit entlegenes Forschungsgebiet für deutsche Archäologen zu sein scheint, liegt näher als man denkt: „Die Vor- und Frühgeschichte des Landes ist nicht nur mit den benachbarten Regionen verbunden“ sagt Mayke Wagner. „Es gibt alte Verbindungen aus dieser Region über Zentral- und Westasien bis nach Europa.“ Die verbindenden Elemente klingen aktuell: Handel und Technologietransfer.
Die Oase Turfan liegt in einer der tiefsten Senken der Erde, in nächster Nachbarschaft ihrer höchsten Gebirge – Kontraste, von denen die Landschaft geprägt ist, aber nicht so kleinteilig, wie man es aus Europa kennt. Die Wechsel in der Topographie lassen sich Zeit, sind dann aber umso gewaltiger. 255.000 Menschen leben heute in der Stadt, die meisten von ihnen sind Uiguren.
Klima konservierte archäologische Schätze
„Wie alt die Oase ist, wissen wir nicht genau“, sagt die Archäologin. „Es gibt keine Selbstzeugnisse zur Entstehung, aber in den ältesten Berichten, die wir kennen, ist schon von einer ‚alten Stadt’ die Rede.“ Die stammen aus dem 2. vorchristlichen Jahrhundert. Archäologische Funde bezeugen, dass die Turfan-Senke schon vor gut 3.000 Jahren von Bauern besiedelt war.
Das Klima ist äußerst trocken, und wenn einmal Regen fällt, hinterlässt er kaum eine Spur auf der Straße, auch die Kleidung ist sofort wieder getrocknet. Das Wasser verdampft in Sekundenschnelle in einer Luft, die keinerlei Sättigung mit Feuchtigkeit hat. Der Niederschlag beträgt etwa 16 Millimeter im Jahr. Gutes Klima für die weltberühmten Turfanrosinen und die Bewahrung von Menschenwerk. An den Handelsstationen der Seidenstraße blieb dadurch vieles erhalten, was andernorts vergeht.
Archäologie weltweit/ DAI
Stand: 24.10.2014