Octopussy heißt nicht nur die schöne Zirkusdirektorin und Gespielin von James Bond in dem gleichnamigen Film mit Roger Moore und Maud Adams aus dem Jahr 1983, ein Octopus oder Krake spielt auch eine tierische Hauptrollen in dem Actionthriller. In dem Film, bei dem es um einen gigantischen Schmugglerring und einen drohenden Atombombenanschlag auf eine US-Militärbasis in West-Deutschland geht, wird ein Krake aus seinem Aquarium freigesetzt und erweist sich dabei als todbringendes Ungetüm für einen der Bösewichte im Film.
Auch wenn die meisten der bis zu 200 verschiedenen Octopus-Arten in den Weltmeeren, von solchen Killerfähigkeiten nur träumen können, gibt es doch einige Tintenfische, die dem Menschen tatsächlich gefährlich werden.
Tödliche Blauringkraken
Gerade mal zehn Zentimeter bis 15 Zentimeter lang sind die Blauringkraken, die vor der Küste Australiens, der Philippinen oder Indonesiens leben. Doch ihre geringe Größe täuscht über die Gefahr hinweg, die in ihnen schlummert. Schon manch unvorsichtige Taucher oder Strandwanderer, der in Gezeitentümpeln gestöbert hat, ist ihnen bereits zum Opfer gefallen.
Die im Normalzustand eher unscheinbar gelblich gefärbten Tiere bekommen leuchtend blaue Ringe auf der Haut, wenn sie gereizt werden und können dann auch kräftig zubeißen. Selbst ein Neoprenanzug kann dieser Attacke nicht standhalten. Das im Speichel enthaltene Tetrodotoxin, ein Nervengift für das auch der Kugelfisch berüchtigt ist, gelangt in die Wunde. Mit fatalen Folgen für das Opfer. Das Toxin kann im Extremfall zur totalen Atemlähmung bis hin zum Tod führen. Das gefährliche Gift ist jedoch keine Eigenproduktion, sondern wird von winzigen Bakterien bereitgestellt, die mit den Blauringkraken in Symbiose leben. Zwar besitzen auch die anderen Tintenfische Gifte in ihrem Speichel, doch diese sind viel harmloser. Sie lähmen die Beutetiere, richten aber beim Menschen keinen größeren Schaden an.
Clevere Kraken
Kraken sind nicht nur manchmal mit Vorsicht zu genießen, sie gehören auch zu den lernfähigsten wirbellosen Tieren. Manche Wissenschaftler stellen sie in Bezug auf ihr Problemlöseverhalten sogar mit Ratten auf eine Stufe.
John Forsythe und seine Kollegen am National Resource Center for Cephalopods (NRCC) arbeiten beispielsweise seit Jahren mit Tintenfischen. In ihren Verhaltensexperimenten haben sie festgestellt, dass sich Kraken problemlos in einem Labyrinth zu Recht finden und sogar fest verschlossene Dosen und Behälter öffnen können. Andere Forscher beobachteten, wie sich Octopusse als Baumeister und Architekten betätigen: Finden sie in im Meer keinen geeigneten Unterschlupf, schleppen sie frei nach dem Motto „my home is my castle“ eigenhändig Kiesel oder kleinere Felsbrocken herbei und verwandeln so eine einfache Höhle in eine unüberwindliche Burg.
Doch das ist noch nicht alles: Angeblich sollen Wissenschaftler in einem Labor sogar zu Zeugen einer noch spektakuläreren Aktion eines Kraken geworden sein. Auf der Suche nach Nahrung verließ der Octopus sein eigenes Aquarium, „wanderte“ über den Fußboden bis zum Nachbarbehälter und tat sich an den darin befindlichen Krabben gütlich. Ob es sich bei dieser Überlieferung allerdings um Wissenschaftler-Latein oder eine wahre Begebenheit handelt, ist nicht sicher. So mancher Forscher oder Aquariumbesitzer kann jedoch bestätigen, dass Kraken gelegentlich aus ihren Bassins ausbrechen und zumindest zeitweilig wie von Zauberhand von der Bildfläche verschwinden…
Stand: 05.03.2004