Sobald sich eine Art in einer neuen Region etabliert hat, ist es sehr aufwendig und häufig unmöglich, sie wieder zu entfernen. In vielen Fällen bleibt uns nichts Anderes übrig, als mit den Konsequenzen zu leben. Die vielversprechendste Strategie, weitere ökologische und ökonomische Kosten zu minimieren, besteht darin, die Einfuhr neuer fremder Arten zu vermeiden, insbesondere derjenigen mit den schwerwiegendsten Konsequenzen.
Viele Studien haben versucht, die Eigenschaften zu identifizieren, die eine Art besonders invasiv macht, aber mit nur wenig Erfolg. Die Interaktionen von neuen fremden Arten mit ihrer Umwelt ist zu komplex, um die Konsequenzen vorhersagen zu können. Man spricht auch von einem ökologischen Roulette.
{1l}
Hauptrouten der Einschleppung
Man kann jedoch die Routen und Einfallstore fremder Arten identifizieren. Viele werden über den Handel eingeschleppt, und das Handelsvolumen eines Landes korreliert stark mit der Anzahl fremder Arten im selben Land. Zusammen mit Kollegen haben wir ein Computermodell entwickelt, das die Anzahl der transportierten Arten zwischen 1.469 großen Häfen auf der Welt beschreibt.
Das Computermodell basiert auf nahezu drei Millionen Bewegungen von über 30.000 Frachtschiffen und verbindet diese mit den Umweltbedingungen der jeweiligen Häfen. Die simple Annahme ist, dass dort, wo besonders viele Frachtschiffe Regionen mit ähnlichen Umweltbedingungen verbinden, auch besonders viele Neobiota zu finden sind.
Tatsächlich stimmen die Vorhersagen des Modells mit der Zahl der Arten, die über Ballastwasser eingeschleppt wurden, sehr gut überein. Es lassen sich damit die globalen „Autobahnen“ der marinen Bioinvasion von den „Seitenstraßen“ unterscheiden. In einem weiteren Schritt kann man dieses Modell verwenden, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Bioinvasionen zu untersuchen oder um besonders empfindliche Knotenpunkte zu identifizieren, an denen man zur Vermeidung von weiteren Invasionen ansetzen könnte.
Hanno Seebens, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)/ Forschung Frankfurt)
Stand: 12.05.2017