Immer mehr an Bedeutung gewinnt der 3D-Druck auch für die Medizin. Vor allem im Bereich der Zahnmedizin und Prothesentechnik hat sich das Verfahren bewährt. Zahnersatz, künstliche Hüftgelenke oder Knochen aus additiver Fertigung sind in vielen Laboren und Praxen keine Zukunftsvisionen mehr – sondern entwickeln sich allmählich zum Standardverfahren.
Ein Scan aus dem Computertomographen oder einem speziellen 3D-Scanner gibt dabei den Bauplan vor, nach dem die Implantate passgenau für den Patienten zugeschnitten werden. Zahnkronen & Co können damit besonders schnell hergestellt werden. Und sie werden präziser als beispielsweise durch Frästechniken. Experten sagen dem medizinischen 3D-Druck gerade angesichts der alternden Gesellschaft und dem damit steigenden Bedarf an Prothesen und Implantaten ein enormes Marktpotenzial voraus.
Haut aus dem 3D-Drucker
Doch nicht nur Körper-Ersatzteile aus Metall oder Keramik könnten künftig per Druckverfahren entstehen. Wissenschaftler gehen noch einen Schritt weiter: Sie drucken mit organischem Material und wollen in Zukunft auf Knopfdruck Muskeln, Organe und Hautstücke produzieren. Vielen Patienten könnte dann schneller geholfen werden. Denn sie wären nicht mehr ausschließlich auf Organspenden angewiesen. Auch als Ersatz für Tierversuche bei Kosmetik- und Arzneimitteltests könnten sich die Organe aus dem 3D-Drucker eignen.
Was klingt wie Science Fiction, ist zumindest teilweise schon Realität. Spanischen Wissenschaftlern um Juan Francisco del Cañizo von der Complutense Universität Madrid ist es im Januar 2017 gelungen, auf diese Weise funktionsfähige menschliche Haut zu erzeugen. Dafür trägt ein Spezialdrucker Zellen und Biomoleküle der verschiedenen Hautschichten nacheinander auf. Erste Versuche zeigen: Die Haut aus dem Biodrucker ist intakt und wächst problemlos an, wenn sie Mäusen transplantiert wird.
Von der Niere noch weit entfernt
„Die mittels Drucker erzeugte Haut war der normalen menschlichen Haut sehr ähnlich und nicht von auf herkömmliche Weise im Labor produzierten zweischichtigen Hautstücken zu unterscheiden“, berichtet das Team. Die europäischen Behörden prüfen den Spezialdrucker der Forscher bereits, damit die mit ihm erzeugte Haut später für Transplantationen zugelassen werden kann.
Allerdings: Bis solche Verfahren zum Alltag in den Krankenhäusern gehören und herkömmliche Methoden womöglich ersetzen, ist noch einige Forschung nötig. Funktionsfähige Nieren oder Herzen nach diesem Prinzip zu produzieren – davon sind Mediziner zum Beispiel noch weit entfernt.
Gelingt ihnen dieser Schritt, wäre das ein gewaltiger Durchbruch: „Wenn in 30 bis 50 Jahren Organe gedruckt werden könnten, wäre die medizinische Versorgung eine vollkommen andere als heute“, sagte der Innovations-Experte Markus Safaricz vom Industrieverband Spectaris vor Kurzem dazu in der ARD.
Daniela Albat
Stand: 10.02.2017