Alle Siedlungen der Anasazi haben eins gemeinsam: Kivas, die von vielen Menschen zu religiösen, spirituellen und rituellen Zwecken genutzt wurden. Ihren Ursprung haben sie in den Grubenhäusern, den frühen Behausungen der Anasazi.
Diese unterirdischen, meistens runden Gemeinschaftsräume, die ungefähr einen Durchmesser von 18 Meter hatten und mit einem Holzdach abgedeckt waren, standen im Mittelpunkt der Siedlungen. Durch einen zentralen Einstieg im Dach, der gleichzeitig auch als Rauchabzug für die Feuerstelle diente, wurden die Kivas über Leitern betreten. Hinter der Feuerstelle befand sich eine kleine Öffnung im Boden – das so genannte Sipapu. Dieses Loch, so glaubten die Anasazi, diente den Geistern ihrer Vorfahren als Verbindung zu den Lebenden. Sie waren davon überzeugt, dass durch das Sipapu die verstorbenen Seelen in ihre Welt kommen konnten. Es diente aber auch als Sprachrohr zur Verständigung zwischen den Welten. Außerdem symbolisierte das Sipapu den irdischen Ursprung der Menschen und so auch ihre Verbundenheit mit der Mutter Erde.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Sipapu befand sich ein Schacht für die Frischluftzufuhr – der „Geister-Tunnel“ – den die Indianer vermutlich auch zur Kontaktaufnahme mit anderen Welten nutzten. Frauen und Kindern war übrigens das Betreten der heiligen Räume in der Tiefe nicht erlaubt. In der Nähe der Kivas legten die Indianer kleine Gräber an, denn sie waren sich sicher, dass die Öffnungen der Kivas als Eingang zur Unterwelt dienten, in das die Geister ihrer Ahnen zurückkehrten.
Diese Gebäude verdeutlichen, dass das Leben der Anasazi von einem tiefen Glauben geprägt worden sein muss. In der religiösen Vorstellung der Indianer herrscht der „Große Geist“, auch Manitu genannt, über die Schöpfung. Für die Aufrechterhaltung dieser sind wiederum Elementargötter zuständig. Diese Götter müssen dem „Großen Geist“ dabei Bericht erstatten.
Mutter Erde, die Sonne und der Mond waren die Hauptgottheiten der Indianer, was ihr außergewöhnliches Verhältnis und ihre enge Verbindung zur Natur unterstreicht. Die Riten, zum Teil als rituelle Tänze durchgeführt, sollten vor allem für eins sorgen – ausreichend Regen.
Auch heute noch nutzen Hopi und andere Nachkommen der Anasazi die Kivas für ihre religiösen Zeremonien.
Stand: 08.11.2003