Ernährungsfaktoren können sich je nach genetischer Veranlagung unterschiedlich auswirken. Diese „Nutrient-Gene-Interaction“ wird unter dem Stichwort Nutrigenomics zusammengefasst. Zahlreiche unterschiedliche Reaktionen auf einen Lebensmittelinhaltsstoff konnten bereits auf Genvariabilitäten zurückgeführt werden. Hier einige Beispiele:
Bestimmte Bevölkerungsgruppen (vor allem Nord- und Mitteleuropäer) besitzen bis ins hohe Alter die Fähigkeit, den Milchzucker Laktose zu verdauen, was auf die fortbestehende Produktion des dafür notwendigen Enzyms Laktase zurückzuführen ist. Hierfür ist eine dominant vererbte Mutation des Laktase-Gen-Allels verantwortlich. Personen, die an einer Laktose-Intoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) leiden, reagieren bei Zufuhr großer Laktosemengen mit Durchfall und Bauchschmerzen. Sie müssen deshalb bestimmte Milchprodukte meiden, können aber auf fermentierte Milchprodukte wie Käse und Joghurt sowie auf vermehrt angebotene laktosearme Milchprodukte zurückgreifen.
Osteoporose
Die Knochen unterliegen einem lebenslangen Rhythmus von Aufbau und Abbau. Sobald dieses Gleichgewicht zugunsten des Abbaus gestört wird, kommt es zum Knochenschwund, der Osteoporose. Neben hormonellen Störungen können auch Ernährungsfehler, die zum Mangel an Vitamin D und Calcium führen, den Abbau der Knochenmasse verstärken. Calcium ist für die Festigkeit der Knochen verantwortlich, Vitamin D regelt die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung. Ein Polymorphismus im Vitamin D-Rezeptor führt zu erblich bedingter Anlage zu Osteoporose. Durch eine entsprechende Diät mit vermehrter Calcium- und Vitamin D-Aufnahme kann einer Erkrankung vorgebeugt werden.
Sitosterolämie
Bei der seltenen, rezessiv vererbten Stoffwechselstörung Sitosterolämie werden Pflanzensterine (ähnlich dem tierischen Cholesterin) verstärkt aus der Nahrung resorbiert. Dies führt zu einer verstärkten Einlagerung dieser Sterine in die Gefäßwände. Es kommt frühzeitig zu Arteriosklerose und damit zu Herzinfarkt und Hirnschlag. Beim normalen Genotyp kann die Aufnahme von Pflanzensterinen helfen, den Cholesterin-Spiegel zu senken. Deshalb werden sie bereits einigen Produkten wie Margarinen oder Jogurtdrinks zugesetzt und als „functional food“ in den Handel gebracht. Patienten mit homozygoter Sitosterolämie sollten diese Produkte und andere Nahrungsmittel mit hohem Anteil an pflanzlichen Sterinen aber meiden.
Stand: 22.06.2007