Dass Gedankenexperimente dazu beitragen können, Vorgänge besser zu begreifen, zeigt sich auch in der Quantenphysik. Denn Objekte verhalten sich dort nicht so, wie man es aus dem Alltag kennt. Sie nehmen keinen greifbaren, stabilen Zustand ein, sondern gehorchen den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit.

„So befindet sich ein Atom, etwa was seinen Zerfall angeht, in einer sogenannten Superposition von Zuständen. Es ist zerfallen und nicht zerfallen zugleich – solange wir es nicht beobachten“, erklärt Kristel Michielsen vom Jülich Supercomputing Centre (JSC). „Darum geht es auch in dem berühmten Gedankenexperiment über Schrödingers Katze, die zugleich tot und lebendig sein kann.“
Schrödingers Katze: tot und lebendig zugleich
In diesem weltberühmte Gedankenexperiment des österreichischen Physikers Erwin Schrödinger aus dem Jahr 1935 wird eine Katze in eine Kiste gesteckt. Dazu kommt eine kleine Menge einer radioaktiven Substanz, ein Detektor und ein Gefäß mit Gift. Dann wird die Kiste verschlossen. Zerfällt auch nur ein einziges Atom der Substanz, schlägt der Detektor an und setzt automatisch das Gift frei: Die Katze stirbt. Doch genauso ist es möglich, dass kein Atom zerfällt. In diesem Fall bleibt die Katze lebendig.
Solange man nicht in die Kiste hineinsieht, ist der Zustand der Katze unbestimmt – sie ist lebendig und tot zugleich. Natürlich kann eine Katze nicht gleichzeitig tot und lebendig sein. Ein unbeobachtetes Atom kann sich jedoch nach den Regeln der Quantenmechanik durchaus gleichzeitig in zwei Zuständen befinden. Diese Überlagerungszustände haben Wissenschaftler schon bei Photonen, Elektronen und Molekülen nachgewiesen. Auch eine mobile Version sowie eine „Quantenkatze“, die in zwei Kästen gleichzeitig sitzt, wurden schon umgesetzt.