Wer an Parasiten denkt, hat schleimige Würmer, blutsaugende Zecken oder Pilze vor Augen. Doch ursprünglich wurden Menschen so bezeichnet: Ein Parasit war im alten Griechenland ein ausgewählter Vorkoster bei Opferfesten, der stellvertretend für das Volk an Opfermahlen teilnahm und so ohne Gegenleistung und auf Kosten der Allgemeinheit Speis und Trank erhielt.
Heute verwendet man den Begriff vor allem in seiner biologischen Bedeutung: Parasiten sind Tiere oder Pflanzen, die auf Kosten von Organismen einer anderen Art leben. Im Gegensatz zur Symbiose profitiert bei diesen zwischenartlichen Verbindungen nur einer – der Parasit. Die meisten parasitischen Spezies beziehen dabei Nahrung von ihrem Wirt, mitunter wird dieser sogar dauerhaft als Lebensraum genutzt.
Manipulation von Psyche und Verhalten
Doch es gibt Schmarotzer, die noch einen Schritt weitergehen. Sie ernähren sich nicht nur von ihren Opfern. Stattdessen haben sie im Laufe der Evolution die Fähigkeit entwickelt, sogar das Verhalten und die Psyche ihres Wirts zu ihrem eigenen Vorteil zu manipulieren. Diese sogenannten Neuroparasiten entern die Nervenbahnen und Gehirne ihrer Opfer.
„Betrachtet man den Geist als Maschine, dann kann er von jedem Wesen kontrolliert werden, das den Code dieser Maschine versteht und Zugang zu ihr hat“, erklären die Parasitenforscherin Joanne Webster vom Imperial College London und ihre Kollegin, die Verhaltenspsychologin Shelley Adamo von der Dalhousie University in Kanada.
Frappierende Konsequenzen
Genau dies passiert im Fall der Neuroparasiten. Wie ihnen die Kontrolle über das Gehirn ihrer Opfer im Detail gelingt, wissen Forscher bei etlichen Arten zwar noch nicht. Es zeichnet sich aber ab, dass viele dieser Marionettenspieler bestimmte Botenstoffe freisetzen, die auf das zentrale Nervensystem einwirken. Andere wiederum verändern sogar das Erbgut ihrer Wirte – mit frappierenden Konsequenzen. So ändern befallene Tiere plötzlich ihre Gewohnheiten, kümmern sich um fremden Nachwuchs oder begehen sogar Suizid.